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Trauerkerze

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Zwei Namen hatte er da nur vermerkt: James Last und Max Greger. Gott war von beiden Orchesterchefs dermaßen begeistert, dass er sich dachte: Der James hat den Menschen schon genug Freude gebracht, jetzt soll er mich mal unterhalten. Und so geschah es, am 9. Juli 2015. Dass Gott nur 36 Tage danach mit Max Greger den zweiten deutschen Weltklasse-Bandleader zu sich rief, hat nichts mit göttlicher Ordnungsliebe zu tun. Sondern mit Menschenliebe. (aus „BILD“, ungewohnt nonchalant textend, mein Chapeau!)

Sie sind alle elende Spießer. Spießer sind sie, Spießer bleiben sie, durch die Bank weg. Die spießbürgerlichen Spießgesellen sitzen in allen gesellschaftlichen Schichten, wenn man von solchen überhaupt sprechen kann. Durch die bundesdeutsche Gesellschaft gehen viele Risse. Zufälle: Dieser Artikel trägt die Nummer 1234. Wir schreiben den Monat 08/15. Es wirkt alles so beliebig. Aber ist es das?

Es sind die Bankangestellten mit dem gestrengen Dresscode zur Arbeit. Die Polizeibeamten, die finden, dass in Deutschland Recht und Gesetz nichts mehr gelten. Die Punks, die vor dem U-Bahnhof stehen, No Future brüllen und meinen, sie wären was Besseres. Die Musiker, die glauben, weil sie erst zu einem bestimmten, etwas späteren „Zeitpunk“ zur Welt gekommen sind, hätten sie die musikalische Weisheit mit Löffeln gefressen. Sie könnten Kohl-Wähler sein, denn von ihm kommt dieses Sujet von der Gnade der späten Geburt. Pfui Deibel.


Max Greger & Louis Armstrong Bambi Verleihung (Sechsziger Jahre)

Wenn es einen Gott gibt, dann muss es einer mit Karteikasten sein. Ein Karteikasten, in dem er bei großer Langeweile stöbert. Anfang Juli war es weiter soweit. Gottes Blick blieb auf einer Karteikarte mit „B“ haften, B wie „BigBand-Leader“. („BILD“, siehe oben)

Heute aber reden wir einem Max Greger ein letztes Wörtchen hinterher, der mit 89 Jahren seinem Krebsleiden erliegt und das ist schon an sich ungewöhnlich. Man stirbt in diesem Alter nicht an Zipperlein, sondern aus Altersmilde, Klugheit und im Wissen, dass was dann noch folgt, die Unsterblichkeit ist.

Max Greger, deutsches Lebenszeitinventar, ich erinnere ihn so wie ich Udo Jürgens erinnere, der erst kürzlich ins schweizerische Gras biss. Bzw. James Last, Bremen. Udo wollte noch touren, Max Greger wollte es auch. James Last hatte nichts anderes vor. Das ist auch der Grund, warum eine kleine unbedeutende Berliner Website diese ewigen Helden so verehrt: Das sind Musiker mit Haut und Haaren, Überzeugungstäter nicht in einem widerlichen, anwidernden politischen Stigma engstirniger Verbohrtheit, sondern mit Herz, Gefühl, Sinn und Verstand. Ja. Gefällt uns.


Paul Kuhn, Hugo Strasser & Max Greger – Mackie Messer 2012

So wie Paul Kuhn. Hach.

Es muss etwas ganz besonderes sein, dieses Musik machen. Es greift einen rücksichtslos und dann lässt es einen offenbar nie wieder los.

Mit Ausnahme vielleicht derjenigen, die später Spießer werden. Die zurückkehren zu dem, was ihnen ihre Eltern vorgelebt haben, die sich nicht trauten. Oder die Spießer werden, weil sie radikal ihren persönlichen Scheißdreck leben möchten und nichts anderes gelten lassen, berstend von Intoleranz, Arroganz und Überheblichkeit.

Max Greger war ein ganz netter Mensch. Denken wir an Max Greger, ist das auch ein bisschen, seine eigene Spießigkeit zu überwinden und zu erinnern, dass Max Greger ein musikalischer Gigant war. Fare well!

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