Di. Mrz 19th, 2024

der Kritiker: MRR in jungen Jahren!

Als die 13-jährige Courtney Hadwin die Fernsehstudiobühne von America’s got talent betritt, ahnt noch niemand, was gleich folgt. Eine schier unglaublich gute Performance eines jungen Mädchens, die so weit weg von allem anderen liegt, was in solchen Mainstream-Shows für üblich gehalten wird und gut geht.

Da fällt einem im Grunde genommen nur noch die Joss Stone früher Jahre ein und die ganz schemenhaft noch wiederabrufbare Amy Winehouse, schon als kleines Mädchen von Gott begnadet, ausgestattet mit dem wohl unüblichsten, wohlriechendsten Showparfüm der Welt. Auch Patrick Süskind hätte sich das nicht besser ausdenken können.
Die Fernsehshow nimmt ihren üblichen Verlauf, es gibt Goldregen, einen Buzzer, der besonderes verheißt und am Ende einen Plattenvertrag von einem der Juroren: You are the next Janis Joplin.
Courtney bricht in Tränen aus, das alles ist zu viel des Guten.


Courtney Hadwin: 13-Year-Old Golden Buzzer Winning Performance – America’s Got Talent 2018

Diese Performance ist heute das Lied des Tages auf blackbirds.tv. Wir sind total gerührt. Nicht geschüttelt.

Ja, und nun sitzen lauter gutgenährte und untalentierte Freizeitverbrenner vor ihren Geräten. Haben die Amis noch Popcorn essend den Fernseher eingeschaltet, bleibt via Facebook jetzt ein kurzer 5-Minuten-Clip übrig, ein Exzerpt aus einem Fernsehereignis. So leiht sich das Format die große Stimme von Courtney Hadwin, um Zuschauerquoten in die Höhe zu treiben.
Kein vernünftig denkender Mensch, der das Herz auf dem richtigen Fleck trägt, kann an der Darbietung der 13-jährigen etwas aussetzen.

Das alles bedeutet jedoch nicht, dass nicht doch jeder Zweite noch etwas herum zu beckmessern hat. Fern ab vom beabsichtigten Zielfokus: Schaue es Dir an und erfreue Dein Herz an etwas Grundgutem hagelt es auf denjenigen ein, der dies Machwerk des Satans geteilt hat. Mich.
Ich hatte nur „Das berührt“ drüber geschrieben.

Ohne Frage ein Talent, aber wird sie das noch sein, wenn sie 25 ist, fragt Ralf (* alle Namen geändert) besorgt nach. Ich sag: Es ist mir Wurscht. Hier und jetzt will ich mich freuen. Ich weiß nicht, ob sie auch so angekommen wäre, wäre sie 25. Wozu diese ganze Mühe: Hätte, wäre, könnte. Am I living in A box? I prefer the magic Augenblick. – Verstehst Du: Meine Augen machen bling bling und alles ist versessen.

Julie (*) meint: Kinder sollten Kinder sein dürfen. Natürlich freut sie sich im ersten Moment, zurecht. Aber ich bezweifle, dass ihr absolut bewusst ist, was ein Sieg für Folgen hat. Rosamunde Pilcher fragt aus dem Zusammenhang reißend: „Was findet ihr daran geil? Dass das Mädchen schon mit 13 Jahren etwas nachmacht um dem blöden Mainstream zu folgen?“
Kopf gegen Herz. Nicht mein Ansatz. Mag den Mainstreameinwand nicht. Der ist eindeutig völlig daneben. Das Mädchen ist doch kein Mainstream, das Mädchen ist eine absolute Ausnahmeerscheinung.

Ganz unverständliche Textfragmente steuert Mardin, ein stark Tätowierter bei: „niggashit“ nennt er das. „Commercial nachgemacht ohne Ketten = niggashit.“ Zusammenhanglos fabuliert er: „no pain no blues yeah why not, das reicht halt in dem Alter! Over me.“ Nur der liebe Gott weiß, was Mardin hier dazu steuert.
Als Besitzer dieser Diskussion auf Facebook, dieses Threads, habe ich auch das Recht, Kommentare zu löschen. Zwei lösche ich, weil sie sexuell konnotiert sind und sich einfach in einem Maß nicht gehören, dass die Vorstellungskraft von Erwachsenen eventuell übersteigt.

Dieser Text kann kurz bleiben. Eine gezielte Analyse des Verhaltens von Menschen im sozialen Netzwerk bleibt immer unvollständig.
Der Thread, auf den hier Bezug genommen wird, zeigt vor allem eins:

Hier bei Facebook haben ganz viele Menschen eigene unverarbeitete, subjektive und teils sogar total gestörte Wahrnehmungen, verendete Synapsen und soziale Fehlverhaltensweisen. In jedem der fehlgehenden Kommentierungen kann man ein Stück Menschengeschichte auslesen und am Ende müssen wir uns fragen: Ist derartiges überhaupt auszuhalten.

Früher waren auch viele Menschen negativ, aber man hörte sie wenigstens nicht reden. Man muss Vor- und Nachteile der sozialen Netzwerke eingehend abwägen. Als Gast in einem Post muss man sich als Kommentator Mühe machen. Tut man es nicht, kommt häufig Müll dabei raus.

Nicht zu dem obigen Video, das eingangs gezeigt wird, sondern zu einer filmischen Dokumentation von ZDF-Neo über den Genozid in Deutsch-Südwestafrika 1890 bis 1910 machte ich die Erfahrung von Zufälligkeit, Beliebigkeit und wie es ist, wenn Menschen ohne gedankliche Vorbereitung auf ein schwieriges Thema Kommentare schreiben: Es kommt dabei nur Müll heraus. Nichts Vernünftiges zum Anfassen und mit Geltung über diesen kurzen Augenblick hinaus.

Facebook: Das ist, wenn etwas im Stream angezeigt wird, gleich welchen Themas, und sich dann lauter Beschäftigungslose pseudopolitisch unfähig auszudrücken versuchen, indem sie mit Dahingesagtem brillieren möchten. Das Thema ist egal. Besonders schwierig: Themen von menschlicher Herzenswärme, Verantwortungsgefühl, Einsicht, Schuld, Sühne, Reue. Geht gar nicht, ohne das alles von sich zu weisen und auf Andere zu zeigen. Outsourcing ist diesbezüglich schwer in. Besonders bei den Vereinfachungshybriden der deutschen nationalen Front. Ich geh schaukeln.

Mein Kommentar bei #zdfNEO zu den unterirdischen Kommentaren Deutscher über den Massengenozid in Deutsch-Südwestafrika

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.