Di. Mrz 19th, 2024

Blackbirdianisches Wissen 06.10 - Zuschauerzahlen

Stell dir vor. Es ist der Tag des Gigs. Und keiner geht hin. Das soll vorkommen. Kommt immer wieder vor. Bei großen und kleinen Leuten, bei älteren und jüngeren Musikern. Ron Spielman ist ein „alter Hase“ (bitte nur sinngemäß verstehen). Martin hat es auf blackbirds.tv gelesen. Denn diese Website hat „gute Musiker“ im Auge -autsch- aber auch im Concert Preview. War blackbirds.tv da, gibt’s ein Review. Wenn’s sich lohnt, eins zu schreiben.

Ron Spielman, Benny Greb - Quasimodo (2007)
Ron Spielman, Benny Greb - Quasimodo (2007)

2007 war blackbirds.tv auf einem Konzert von Ron Spielman im Quasimodo. Das obige Foto wurde uns von einer befreundeten Website zur Verfügung gestellt. Es ist digital nachbearbeitet. Der Grund: Ron Spielman ist ein alter Haudegen. Aber am Schlagzeug, im farbig gebliebenen Fokus dieses Fotos, da sitzt ein junger Haudrauf, der heißt Benny Greb, wurde in Augsburg geboren und lebt jetzt in Hamburg.

Arbeiten tut er dort auch, aber auch und insbesondere eher anderswo noch. In Kanada, in Neuseeland, Australien, Amerika. In China war Benny Titelfoto einer chinesischen Musikzeitschrift. Benny Greb ist in Drummerkreisen sehr geschätzt und seine kürzlich erschienene DVD „The language of drumming“ ist ein Verkaufsschlager weltweit. Wenn Benny irgendwo vorspielt, wie man Schlagzeug spielen könnte, kommen überall auf der Welt schnell 300, 500 oder sogar 3.000 Zuschauer (abhängig vom Veranstalter). Man kann Benny Greb nicht als R & B-Schlagzeuger bezeichnen, das wäre zu begrenzt.

Benny Greb gehört zur Kategorie der A- und O-Schlagzeuger: Wenn Benny ausgiebig soliert, ist das Feuerwerk der Sinne und das Publikum macht „aaa“ und „ooo“ (Serie: Wissen macht Ahhhh!, Republik blackbirds.tv)

Wenn Benny macht, was er am liebsten tut, also einfach richtig Musik machen mit anderen Musikern, live, dann kommen manchmal:  gar keine.

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Und woran lag’s nun, dass die einzige funktionierende, ältere Boygroup Berlins Men’s Health Club Berlin 10 Zuschauer hatte? War es das Milieu -parking before Puff-? Nicht einmal das Freibier wurde abgeholt. Das allerdings hatte handfeste Vorteile: das Konzert war alles andere als ernüchternd.

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Rettet die Livemusik. Klaus Spiesberger, Mastermind vom Quasimodo, muss schmunzeln, wenn blackbirds.tv die Behauptung aufstellt, Disco Inferno Berlin sei vermutlich nur deshalb ein Zuschauerzahlen-Rekordler, weil blackbirds.tv sie ankündigte. Da schmunzeln wir mit und zwinkern aus der rechts oben liegenden Augenlidecke. Einen Schalk im Nacken haben.

Und Livekonzerte besuchen, weil es engagierte Retter der Livemusikszene gibt, die sich trauen, in einem tiefen GewässerHaifischbecken namens „Zuschauerungewissheit“ immer wieder Leute auftreten zu lassen, die man kennen sollte, nein müsste! Die richtige Mischung zu finden zwischen edel motiviertem, aber schlechtbezahltem Entdecker- und Mäzenatentum für (zu) unbekannte Künstler und solche, die die Hallen mit gut auskömmlichen Besucherzahlen ganz gewiss  füllen werden, das ist eine überaus hohe Kunst. Nach unserem persönlichen Eindruck gelingt diese Waghalsigkeit dem Quasimodo im Moment recht gut. Es ist das Konzert selbst die Magie des Augenblicks. Gewährleistungsgeber dafür ist aber jemand mit Kontinuität versus Eintagsfliegentum. Geschäftsmodell: Langfristigkeit!

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Weiterführend

2 Gedanken zu „163/10: Blackbirdianisches Wissen: Von großen Rockstars und leeren Zuschauerrängen…“

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