Do. Mrz 28th, 2024

Alter! Erzähl keinen Scheiß! ROCK CITY, das ist Geschichte, gestern, vorgestern, längst abgelaufen, steht da wie abgestandene Milch! Heute gibt es Internet! Klar wären wir früher ohne solche Bücher vollkommen aufgeschmissen gewesen. Ganze Bands haben sich mit diesen Büchern gegründet, neu zusammengesetzt! Musiker fanden sich wieder! Eine transparente Szene entstand erstmals….

Wir schneiden und schwurbeln noch ein bisschen am alten Schinken „Historie“ von Berlin herum und in diesem Zusammenhang an Praxis, Rat und Tat der Berliner Musikszene. Das Internet gibt es noch nicht, erinnert Ihr euch: Das Faxgerät wurde erst ca. 1988 gang und gäbe, das war schon irgendwie preelektronisches Knowhow, wie man Nachrichten praktisch fast zeitgleich versenden konnte. Wer aber den Überblick behalten wollte, der musste sich Bücher zulegen, Zeitschriften wie TIP und Zitty, die ausgesprochen große Teile mit Nachschlage-Appendixen (Anhängen) ständig verwalteten und aktualisierten.

Rock City Berlin - sechs Jahrgänge!
Rock City Berlin - sechs Jahrgänge!

Tja, die Enthüllung dieser für die Öffentlichkeit wichtigen Dokumente (der Zeitgeschichte) bedurfte jetzt nicht der Hilfestellung von Wikileaks! Solche tollen Stücke stehen noch in Schränken der Stadt. Ihr könnt gerne an uns einen Scan eurer damaligen Band-Selbstdarstellung und ein altes, verrau(s)chtes Demo einsenden? Habt Ihr nicht mehr? Wendet euch an Lutz Manthe, der hat im Berliner Rockarchiv noch X alte Cassetten aus dem Bestand des damaligen Rockbeauftragten der Berliner Kulturverwaltung, die Jahrgänge sind auf der Homepage recherchierbar, willste kieken? Kiekste da!

Für Musiker, Veranstalter und alle diejenigen, die Ende der Siebziger, Anfang der Achtziger so kreuchten und fleuchten, tat der Berliner Verlag Frieling & Partner wertvolle Dienste. Zwar galt als Erstherausgeber ein Mann namens Rudolf Otto Böhne -im Szenejargon: Rumpel-Rudi-, der damals in Gustav-Müller-Str. in Berlin-Schöneberg mit „rumpelpress“ residierte.

Aber wirtschaftlich und verlegerisch zu etwas gemacht hat Wilhelm Ruprecht Frieling das Buch. Unbestrittener Höhepunkt des Szenelexikons war der Jahrgang 1983/1984 im Foto mit rotem „wall city“, umfangreichem Tourneesonderteil und vielen, vielen Seiten, damit hätte man auch die Schwiegermutter er……, doch wozu?


Babes On Orgel mit Iris Wehner an der Orgel (Nahbar) – Frau von Welt – via Youtube

Allzu viel muss man darüber nicht nochmals neu schreiben. Bereits im Mai 2010 handelten wir das Buch ab. Der Stein des Anstoßes ist nun jedoch: Ein Besuch in der Orgelschule von Iris Wehner bringt uns wieder auf das Buch und schwupps liegen insgesamt sechs Jahrgänge davon auf dem Tisch. Wir trinken einen Kaffee und -wow- man kann einige Geschichten und Geschichtchen aus dieser Zeit erzählen. So wie die von Rüdiger Faix, der früher für das Sound- und Drumland die Anzeigenwerbung in dem Szenealmanach einkaufte und inzwischen verstorben ist. Viele andere, die inzwischen tot, weg oder überhaupt nicht mehr da sind. The times they are changing. Einer der originalsten Berlin-Zehlendorfer, der Blueser Hans Brunckhorst, ist seit längerem weg. Einfach weg. Aber es gibt ihn noch und er tourt, er macht Musik und wir können zu ihm hin verlinken.

5 Gedanken zu „355/10: Legenden: Das ROCK CITY Berlin war der Szene-Almanach der 80ties und wurde nun gesichtet!“
  1. Schöne Erinnerung an spannende Zeiten! Gibt es bis heute ein annähernd vegleichbares Verzeichnis im Netz?

    Auf „Rock City Berlin“ folgte mit „Berlin okkult“ übrigens der nächste Stadtführer (eher für Sphärenklangwandler geeignet)

  2. Wir fürchten, nein! Eine gutgemachte, händelbare Übersicht von funktionierenden Musiker-Adressen in Berlin, Umland undsoweiter? Let´s do the google doodle poodle, aber in Buchform? Man fürchtet wohl zurecht, das wird in diesem moderner gewordenen Leben nichts mehr!

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