Do. Mrz 28th, 2024

Banner Der BandSoziologe

Wenn ich Musik mit anderen mache, dann haben wir eine gemeinsame Freundin. Sie heißt Musik! Nicht Petra, Susi, Hans, Horstpeter oder „Schätzelein“, sondern „Musik“. Musik ist meine Freundin, dann. Sie ist die einzige Freundin, die ich um ihrer selbst willen liebe und die ich ohne jedes Bedenken teile.  Ich mache Musik mit anderen nicht „aus freundschaftlichen Gründen“. Ich muss bzw. kann gar nicht mit so vielen Menschen befreundet sein, wie mir zur Verfügung stehen, um gemeinsam miteinander Musik zu machen. Der Begriff der „Freundschaft“ ist dabei nämlich nicht organisatorisch, sondern inhaltlich zu gebrauchen. Freunde laden mich zu ihren Geburtstagen ein, treffen sich mit mir außerhalb der Reihe, rufen mich an, wenn ihnen danach ist und weil es ihnen gerade nicht gut geht. Sie rufen auch an, weil es mir gestern ersichtlich nicht so gut ging und fragen mich, wie es mir heute geht! Mit Freunden lacht man, mit Freunden weint man. Mit Bandkollegen ist dies alles von vornherein nicht drin. Wenn überhaupt, dann entwickelt sich Freundschaft außerhalb und über die Band hinaus noch zusätzlich.  Musiker sind (nichts anderes) wie Skatbrüder oder Tennispartner: Man sucht sie einzig und allein zu dem Zweck aus, mit ihnen zu musizieren. Sei stets vorsichtig, wenn mit dem Begriff „Freundschaft“ gespielt wird. Oft sind solche Karten gezinkt oder im Spiel, um eine moralische Größenordnung zu erzwingen, die nicht geboten ist. Vorsicht! Rücksicht! Nachsicht!

Wer die Welt im Dialog mit der Menschheit verstehen will, muss sich an gemeinsame Sprachusancen halten. Kategorien und Begriffe, Einordnungen sind Überschriften und Paradigmen der Welt. In der Bandsoziologie geht es um das Zusammenwirken von Musikern in einem Bandzusammenhang. Dabei bleibt es. Es geht nicht um die persönlichen Schwächen einzelner Musiker und ob diese eine persönliche Schuld daran tragen, dass sie im Musikkontext scheitern. Sonst müsste das Thema unter der Überschrift „Der Bandpsychologe“ abgehandelt werden. Und diese Überschrift gibt es hier aus guten Gründen nicht. Für Musik mit anderen zu machen wird häufig der Begriff „Freundschaft“ ins Feld geführt. Das ist oft lediglich ein sprachlicher Irrtum.

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