Fr. Mrz 29th, 2024

GEMA? Sparen wir´s Busgeld!

Die Flucht in den rein digitalen Vertrieb sieht nicht anders aus: Nur ein etablierter Künstler erzielt regelmäßig hohe digitale Umsätze – mit einem entsprechend starken physikalischen Tonträger in der Hinterhand. Alles andere bleibt in der überwältigenden Mehrheit ungehört. Eine durchschnitte „Nur-Digital-Single“ generiert mit viel Glück 100 Euro Ausschüttung an Künstler und Label zusammen – die nun meistens von derselben Person betrieben werden. (Stefan Goldmann, 21. Juni 2010, Link am Ende)

Welche Metamorphosen macht das Musikbusiness durch?

Bis Ende der 70er Jahre, so sagt Stefan Goldmann, war die wesentliche Ressource „Aufnahmen“, also „Veröffentlichungen“, weil Studiozeit zur Verfügung steht. Teure Studiozeit: Zeit ist Geld und Studios werden immer größer, abgefahrener, technisch aufwändiger.

Ende der 70iger, Anfang der 80iger Jahre kam die Vierspurtechnik (Homerecording) auf. Ach, noch was, das hat der Autor vergessen: Der Punk nahm lautstark Abschied von den vergötterten Superstars auf dem Rockolymp, drei Akkorde maximal, das reichte. Übrigens auch die Beatles hatten lange Zeit lediglich nur vier Spuren zur Verfügung.

Typisches Schlagzeuger T-Shirt: Selbstkasteiung & Sündenbock
Typisches Schlagzeuger T-Shirt: Selbstkasteiung & Sündenbock

Hör doch mal, der ALDI meolat uns ein LIDL! (Musikanten-Kalauer)

Dann kommen „Drummachines, Synthesizer und Sampler“, nach und nach ins Spiel. Den großen Majorfirmen setzen Independents etwas entgegen. Der Markt rollt sich vollkommen neu auf, die Musikstile „diversifizieren“, mit anderen Worten: sie zerbröseln. Es kommt die Zeit der 1000 Sparten. Goldmann nennt „finnischen Tango“ und neuseeländischen „Death Metal“ als Beispiele.

Im nächsten Schritt macht nun jeder Musik auf seinem zuhause stehenden ALDI-PC (der auch von LIDL sein kann, übrigens). Mittels Raubkopiererei besorgen sich die „Stars von morgen“ Musiksoftware dafür und um die hohen Presskosten für Label, Cover und Verpackung zu sparen, entscheidet man sich inzwischen für das digitale Verfügbarmachen von Soundmaterial. Allerdings ist das Angebot auch explodiert und inzwischen kannst du „Milliarden Musikmaterial“ herunterladen, aber schaffst du es überhaupt noch, das richtig gute Material wahrzunehmen? Geht es nicht unter im lärmenden Einheitsbrei der zu vielen Musikschaffenden?

Ist es vielleicht schon längst so, dass es gar nicht mehr so viele gute Musiker gibt, bzw. auch nicht mehr als früher, aber inzwischen viel zu viele Verwertungs-, Selbstdarstellungs- und Vervielfältigungsmöglichkeiten, mit der Folge, dass alle Lärm machen, aber keiner hört mehr zu?

Was auch genug über die andere Seite der „Demokratisierung“ sagt – der einzelne Mensch hat keinen Gewinn. Er bezahlt die Gewinne von Google, Apple, Beatport, Creative Commons (ja, die Organisation dahinter verdient schweres Geld) und so weiter mit dem Verlorensein in einer Flut der Irrelevanz, mit schlechter Musik, mit sich nicht mehr einstellender Begeisterung und mit dem unguten Gefühl, dass andere schon mal mehr Spaß hatten. (wie oben, wie unten)

Kurz gesagt: Das Ziel dieses „Teasers“ (Anreißers) ist, euch das Lesen des gesamten Artikels zu empfehlen! Ich hoffe, es ist gelungen. Lest ruhig mal den gesamten Artikel: Auch wenn es eventuell sinnlos ist, das zu wissen, weil man allein sowieso nichts ändern kann. Bewusstsein hat ja noch niemandem geschadet, oder?

Ich bekomme auf bestimmt zehn verschiedenen Kanälen jeden Tag dutzende Anfragen, irgendein File anzuhören. Trotz Spamfilter und Aufforderung, mir nichts zu schicken. Das Ergebnis ist, dass ich mir überhaupt keine Files mehr anhöre. (wie oben, wie unten)

Und, danke, Stefan Goldmann, für die profunde Analyse des Derzeitigen. Ich fand es ausgesprochen lesenswert.

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