Do. Apr 18th, 2024

Banner Der BandSoziologe

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Paul McCartney – Wings Span (1/9) – via Youtube

Das Bloggen über bandsoziologische Zusammenhänge ist in der deutschen Bloggerszene noch nicht allgemein bekannt. Eine rege Diskussion entbrennt nun hier und da über Sinn und Unsinn einer diesbezüglichen Berichterstattung, die naturgemäß vollkommen subjektiv sein muss. Den Kritikern einer derartigen Berichterstattung bleibt die Möglichkeit, derartige Themen schlicht nicht zu lesen oder aber der Erkenntnis zu huldigen, dass alles, was Menschen schreiben, äußerst relativ ist. Und es großzügiger Weise zuzulassen. Andere Möglichkeiten sind kaum eröffnet.

In einer Band als Mitmusiker zu spielen, das ist eine interessante Sache. Die Band ist ein Verband von Menschen unterschiedlicher Coleur, von unterschiedlichen Talenten, persönlichen Fäden, Beziehungen und Erkenntnistiefen. In der Band treten einige stärker hervor als andere und einige sind Alphatiere, andere aber nicht Betatiere. Einige „machen die Band“, andere spielen in ihr mit.  Man sieht sich die einzelnen Musiker der Band als Mitglied dieses inneren Zirkels noch anders an, als schaut man von außen auf ein Bandkonstrukt. Von außen ist distanzierter. Eventuell kritischer. Als Mitglied im inneren Zirkel ist man vom größtmöglichen, gemeinsamen Konsens geprägt, jedenfalls so lange, wie man noch Wert auf den Bandzusammenhalt legt.


Popwissen 01.11 - Paul & Linda McCartney
Popwissen 01.11 - Paul & Linda McCartney

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Paul McCartney – Wings Span (2/9) – via Youtube

Das Stichwort ist „Authentizität“ beim Bloggen! Jeden Tag neue Eindrücke, jeden Tag neue Gedanken. Alles ist relativ, nichts ist statisch und feststehend. In der Summe liegt der Reiz! Man muss sich vom Einzelnen lösen. Bloggen ist Tagebuch, nicht mehr, nicht weniger. Und da geht es nur bruchstückhaft, man wächst mit der verbrachten Zeit damit.

Im Ende folgt der Zeit in einer Bandmitgliedschaft zuweilen die Kündigung derselben. Die Aufkündigung, die ich-gesteuert erfolgt.  Menschen haben Ziele, wollen wohin und streben nach irgendetwas Unterschiedlichem: der eine nach Musik machen und/oder Weltkarriere, der andere nach „Community“, Freundschaft oder Feierabendbier im Verband biertrinkender Männer. Wir beschrieben hier im Rahmen der Reihe „BandSoziologie“ desöfteren die Zusammenwirkung von unterschiedlichen Charakteren am konkreten Beispiel. Diese Berichterstattung war ein Versuch, zu einem eigentlich nicht existenten Themenfeld erstmals Gesichtspunkte zusammen zu tragen. Und ist es heute noch.

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Paul McCartney – Wings Span (3/9) – via Youtube

Das Thema ist offenbar grenzgängerisch und stößt auf unterschiedliche Reaktionen. Manche halten es für abwegig, dass es solche Texte geben müsse. Andere wollen deren Erscheinen sogar unterbinden und haben Gegenmaßnahmen ergriffen, deren Konsequenzen weitgehend sind. Andere ignorieren sie einfach. Jemand sagte auch: „Bedenke, was du postest“. Natürlich tu ich das. Ich denke ganz genau darüber nach, was ich veröffentliche. Und was hier zu lesen ist, habe ich ganz bewusst veröffentlicht. Freiheit, ist das Einzige, was zählt.

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Paul McCartney – Wings Span (4/9) – via Youtube

Texte aus jeder Feder sind nicht „die Wahrheit“ oder was allein selig macht, eine Art „Baum der Erkenntnis“. Texte sind Momentaufnahmen eines Tages, fließende Gedanken, die Gedanken sind übrigens frei und kein Mensch kann sie wissen: bis sie da stehen. Dann kann man sie nachlesen: aber erst, wenn sie schon wieder weggeflogen sind. Der Leser bekommt auf diese Weise immer ein Stückchen Vergangenheit zu lesen. Im Hier und Jetzt kann der Gedanke schon wieder verworfen sein. Warum nur fürchten sich manche Menschen so vor solchen Texten? Die Antwort ist einfach: Sie fühlen sich an den Pranger gestellt. Sie wollen (oder sie können) sich nicht auseinandersetzen

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Paul McCartney – Wings Span (5/9) – via Youtube

Die Kündigung der Bandmitgliedschaft ist das bewusste Zerschneiden eines gemeinsamen Tischtuchs. Wenn die Kündigung aus organisatorischen Gründen (Wegzug, Auszug, Aufgabe des Musizierens, anstehende Elternschaft u.v.a.) erfolgt, hat es damit sein Bewenden. Erfolgt die Kündigung jedoch aus inhaltlichen Gründen, kann in dieser Entscheidung eine äußerst schmerzliche Tiefe liegen, sogar eine Art seelischer Verletzung. Oder diesem Schritt erst noch nachfolgt. Der Kündigung folgt die Erkenntnis nach, dass die Kraft des Lebens immer im eigenen Weg liegt und nicht im gemeinsamen Weg. Als Paul McCartney im April 1970 seinen Austritt bei den Beatles erklärte, folgte diesem Riesenschritt eine längere Phase alkoholischer Exzesse nach. McCartney verkroch sich auf seiner Farm, wollte niemanden mehr sehen. Beachte hierzu besonders die Folgen 3/9 und 4/9, in denen McCartney über diese Zeit viel erzählt. Er benötigte eine lange Zeit, um sich seelisch wiederherzustellen. Alles Gute in ihm schien zerbrochen. Sein Seelenbruder John Lennon war ihm abhanden gekommen und konzentrierte sich inzwischen mehr auf die Spiritualität seiner Beziehung zu Yoko Ono.

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Paul McCartney – Wings Span (6/9) – via Youtube

Rückblickend betrachtet war die Trennung der Beatles der einzige mögliche Ausweg. Die Konstellation war abgelaufen, zu Ende, neues war nicht zu wollen. Und war niemals mehr zu wollen, jedenfalls nicht in dieser Konstellation. Burn out, ausgebrannt, aus und vorbei.

Wenn du die Kündigung ausgesprochen hast, weil es dir aus inhaltlichen Gründen richtig erschien, bist du schon den entscheidenden Schritt gegangen. So wie man eine ehemalige, überkommene Liebesbeziehung auflöst und sagt: „Es ist zu Ende“, so ist der Austritt aus einer Band ein positiver Schritt der Veränderung. Es gibt allerdings äußerst viele Menschen, die nach einer zerbrochenen Liebesbeziehung nichts anderes versuchen, als sofort daran anzuschließen und etwas zumindest Ähnliches neu zu gründen. Das erweist sich oft als Fehler. Denn die Kündigung auch einer Bandmitgliedschaft ist eine Phase der Trauer und des Abtrennens, zumindest wenn man vorher gern bei dieser Sache gewesen ist. Dieses läßt sich niemals mehr ersetzen oder gar assimilieren. Wie in der beendeten Liebesbeziehung, so spricht auch nach der Kündigung einer Bandmitgliedschaft einiges dafür, eine Phase des Alleinseins nachfolgen zu lassen.

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Paul McCartney – Wings Span (7/9) – via Youtube

In dieser Zeit kannst du dein Instrument in Übungen noch vertiefen, du musst die Zeit nicht musiklos bestreiten. Fang an, jetzt endlich Unterricht zu nehmen, bilde dich fort, geh auf Sessions, die zwangslos sind und erweitere deinen Horizont. Aber überlege, ob du (schon wieder) reif bist für eine neue Band. In meinem Leben gab es mehrere Stationen, in denen ich nach Projekten dachte: „Also, Mitmusiker, das ist ein schwieriges Thema. Eigentlich habe ich irgendwann gar keine Lust mehr, ständig in Bandkategorien zu denken, zu planen und mich an Anderen auszurichten.“ Nicht wenige Menschen musizieren eine ganze Weile sehr intensiv und hängen irgendwann die Musikerlaufbahn an den Nagel: sie wollten aufgeben, sich ständig mit faulen Kompromissen zu arrangieren, die es nicht wert sind.

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Paul McCartney – Wings Span (8/9) – via Youtube

So wie das Zusammenspiel mit musikalischen Laien, deren Zielsetzungen gravierend von den eigenen Vorstellungen abweichen und die niemals etwas Großartiges werden können, weil ihnen das Konzept fehlt, mit Ausdauer und Beharrlichkeit auf ein anstrebenswertes Bandziel hin zu arbeiten. In der Ruhe liegt die Kraft: Mach mal Pause, auch das kann großartig sein!

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Paul McCartney – Wings Span (9/9) – via Youtube

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