Fr. Mrz 29th, 2024

Das Rickenbacker´s war gestern Abend eine vergnügliche Hüpfburg und irgendwie auch ein Mehrgenerationenhaus. #Rezension auf qype, Link unten

Ach, schon der Name ist Programm: Diese olle Gitarre spielte ja John Lennon schon zu Starclub-Zeiten und viele, viele andere. Also ist die Assoziation zur Musik streng formal sofort gegeben. Auf das Rickenbacker´s wird man durch den geschickt gewählten „Ladennamen“ aufmerksam. Das allein reicht.

Und dann gibt es eine aufmerksame Unterteilung dieses Tortenbodens in viele, kleine Sahneschnittchen. Im Grunde genommen muss man diesen Tortenboden musikalisch sehen: In übersichtlich portionierten Siebenteln. Und jeden Wochentag, bzw. Abend kommt ein anderer Schwerpunkt dazu. Das machen die Leute, über die ich mir heute kein Gesamturteil erlauben will. Mein Fokus ist der „Montag“, an dem lt. Programmankündigung „Soul-Funk-Sessions“ stattfinden und das hat mich interessiert.

Playlist: 4 Stück Videos vom 05.09. am Sessionabend im Rickenbacker´s Berlin (via Youtube)

Der Kroate Ivo trank kein Pivo – auch hier Datenschutz – und hat früher viel in der Eierschale gespielt. Ein anderer, dessen Namen mir nicht mehr erinnerlich ist, war früher Bassist. Ich erkenne ihn gleichwohl: Er ist sich selbst wie aus dem Gesicht geschnitten. Kurzum: Es sind viele Musiker hier, ein Fachpublikum, dass herbeiströmt. Das Rickenbacker´s ist an diesem Abend gut besucht. #Rezension auf qype, Link unten

Des Pudels Kern bei „Livesessions“, ja, was ist das eigentlich? Wodurch wird sowas erfolgreich? Und wen interessiert denn das? Musiker? Zuschauer? Die Antwort ist einfach: Genau!

Nun, um es kurz zu machen:

  • Der Abend, über den ich hier berichte, war fulminant, hat Spaß gemacht und hatte eine unvergleichliche, tolle Stimmung. Woanders habe ich gelesen, es sei eine Art „musikalische Hüpfburg und ein Mehrgenerationenlokal“ gewesen, dort. Auf Qype. Der Artikel ist verlinkt.
  • Der Abend war zielorientiert. Er stand unter der Leistung eines Musikers, der die Federführung übernommen hatte. Und niemand sollte widersprechen zu sagen, dass ein derartiger „Session-Abend“ natürlich einen Führer, bzw. eine Führerin braucht. Ein „Führchen“, von mir aus.

Die Session ist vom Ablauf her ein „kleinster, gemeinsamer“ Nenner der beteiligten Musiker auf der Bühne. Umso besser, wenn das Publikum hier ähnlich rechnet. Und das tut es an diesem Abend. Das Hauptproblem der Musiker kann man wohl auch darin sehen, was eigentlich „zelebriert“ wird? Ja, „Soul“, schon mal Soul gespielt? Okay, man denkt ein bisschen an Tamla Motown, Gladys Knight & The Pips, die Supremes, Stevie Wonder und -genau: schon wird das ganze eine Art „Greatest Hit´s“. Das ist hinsichtlich „Ain´t no sunshine“ dann schon doof. Ungefähr in jeder zweiten Session spielen Leute Ain´t no sunshine. So wird aus einem tollen Song eine „No Go Area“, gefühlt.

In einem anderen Laden steht deswegen auf der Spielagenda für den Sessioabend „Bitte kein Summertime“; an der Forderung ist was dran, sie ist unbedingt ernst zu nehmen! Und sind auch Stilausrutscher erlaubt? Am Abend gibt es auch was von U2, aber das ist weder Funk noch Soul, oder? Kleinlich darf man also nicht sein, wenn es darum geht, den Abend in einem bestimmten Raster auszuleben, schwarz, black, sauschwarz, schwarz, nicht rot ist die Liebe und Berlin raben…., jedenfalls heute Abend. Übrigens „für umme“.

Gut, es waren gleich mehrere farbige und saugute Sänger da und auch Bassist Mike Watts sorgt „mit ruhiger Hand“ und „stilechtem Bass“ im Spiel der Band für einen gekonnt farbigen Touch. Es war wirklich genug Soul und Funk da, an diesem Abend und dafür steht ja auch das „black“ in blackbirds.tv, für die Lust auf schwarz. Nicht nur auf die göttliche Amy Winehouse.

Bailey´s nennt man seine gute Gitarrenarbeit, die fli-fla-flutschig wohlgefällig ist, wohlklingend, von erster Kajüte. An diesem Abend hat niemand anderes eine ähnlich bemerkenswert, schöne, ganz alte Fender Stratocaster, die weltweit ihre Konkurrenz nur noch in der Gitarre eine irischen Bluesgenies namens Rory Gallagher (nein, nicht bei Oasis, RIP Rory!) findet. Sie ist auch so ähnlich “abgeblättert”. #Rezension auf qype, Link unten

Da ist z.B. „Lam“, so nennt sich die Sängerin, die wir hier in den vier Videoschnitzeln oben (zusammengestellt als „playlist“) sehen können. Extraklasse, tolle Frau, super Ausstrahlung, schlank, stark, energetisch, energiegeladen, voll guter, positiver Energie. Ich mag, was sie abgeliefert hat, sehr. Werde sozusagen „lamfromm“. Über Schlagzeuger „Herrn Di Carlo“ muss ich Berlinern nicht mehr viel erzählen, er hat ja Stadtmusikgeschichte geschrieben und ist vielen Musikern in Berlin bekannt.

Ich fasse nochmal zusammen: In diesem Artikel gelingt es mir mit Sicherheit nicht, die kompletten, mannigfaltigen Geschichtspunkte von gelungenen, interessanten und spannenden „Open-House-Abenden“ in Form von Livesessions unterzubringen. Sich diesem Oberbegriff und Thema sorgfältig zu nähern, bedarf einer gründlichen Auseinandersetzung mit allen Facetten des freien Spielens. Vielleicht war an diesem Abend das „freie Spiel der Kräfte“ auch noch gar nicht frei genug, um sich endlos zu verströmen, als Reinkarnation von „vollkommen, neu zusammengesetzter Musik“. Genau, das war es nicht.

Denn es waren irgendwie feste Stücke, an denen man sich langhangelt, die wirklich sauber durchgespielt wurden, druckvoll, fantasiereich und für das Publikum sehr, sehr gut erträglich. Eine saugute Stimmung in diesem Laden und viele ausgelassene Menschen, die guter Dinge waren. Allein insofern lohnt bereits der Besuch am Montag im Rickenbacker bei übrigens freiem Eintritt.

Frischfleisch bleibt Frischfleisch. Mittendrin springen vor der Bühne Youngsters, ein paar juvenile Mädels um die 18 herum und tanzen ausgelassen. Während sie es sich tänzerisch selbst besorgen, hat eine deutlich ältere Anfang siebzig ihren wirklich maladen Ehemann an den Tisch abgesetzt, weil er selbst kaum noch krauchen kann. Sie aber tanzt und tanzt und …. #Rezension auf qype, Link unten

Über alles weitere kann man noch reden, aber erstens nicht heute und zweitens nicht hier. Sondern drittens an einem anderen Tag und viertens dann doch wieder hier. Wird fortgesetzt bei Gelegenheit. Geht da mal hin, Superladen, Superstimmung, Supermusik, hat echt Spaß gemacht.

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