Ghetto Schwingers – Bei mir bist du schön
„Die Kunst, die Musik, das Spiel dienten als direkte, einfache und komfortable Flucht aus dem furchtbaren Lageralltag. Gebraucht wurde nur, was die Häftlinge sowieso mitbrachten: ihr Können und ihr Handwerkszeug. Ich war ein Paradebeispiel. Wenn ich spielte, vergaß ich, wo ich stand. Die Welt schien in Ordnung, das Leid der Menschen um mich herum verschwand – das Leben war schön. […] Wir waren eine ’normale‘ Band mit ’normalem‘ Publikum. Wir wußten alles und vergaßen alles im gleichen Moment für ein paar Takte Musik. Wir spielten für und um unser Leben – wie alle in dieser ‚Stadt‘, diesem grausamen, verlogenen Bühnenbild für Theateraufführungen, Kinderopern, Kabaretts, wissenschaftliche Vorträge, Sportveranstaltungen, für ein absurdes soziales Leben und ein skurril selbstverwaltetes Überleben in der Warteschlange vor den Öfen des Dritten Reichs.“
Coco Schumann (Informationen hier) über die Ausblendung der Lagerrealität der Ghetto Swinger.
Die gräuslichen Geschichten treiben einem immer noch Zornesröte ins Gesicht und berühren. „Unglaublich böse“ und „entsetzlich schön“ war sein Leben, sagt er. Waren viele, die ausgerottet wurden. Sie bleiben unsterblich in unseren Erinnerungen, wir fühlen mit ihnen und wir wissen, das Bessere hat sich gegenüber dem Bösen durchgesetzt.
À la long gesehen, nicht im Detail. Es gibt viel Ungerechtigkeit auf der Welt. Aber es wird einen vergleichbaren Gewaltapparat wie den des böhmischen Gefreiten aus Braunau nicht mehr geben. Nie wieder, wenn wir uns nur zu erinnern in der Lage sind, präzise. Coco Schumann, ein langes Leben noch. Und tiefen Respekt für alles.
- Menschenbilder: Ein österreichischer Beitrag über Coco Schumann zum Nachhören