Do. Mrz 28th, 2024
The Beatles - Let it be (1970)

The Beatles - Let it be (1970)

Es ist ein Gräuel, dass man das Leben eines anderen beenden kann, wenn man sein eigenes Leben nicht im Griff hat.“ (George Harrison in Pressemeldung zur Ermordung von John Lennon)

Ein vielfach und weit verbreiteter Irrtum über die Beatles lautet, dass deren letztes Album „Let It Be“ gewesen sei und dass in dem Song die Erkenntnis titelgebend gewesen sei, es nunmehr bitte schön sein zu lassen mit der gemeinsamen Musik. Richtig ist, dass das Album Let It Be das vorletzte Album der Beatles war, wenn es auch später -am 08. April 1970- erschien, als das definitiv letzte Album der Beatles: Abbey Road (Veröffentlichung: 26. September 1969).


Am 10. April 1970, so will es die Geschichtsschreibung, trennten sich die Beatles, mitgeteilt von Paul McCartney an die Presse. Er könne sich nicht mehr vorstellen, noch weitere Songs mit John Lennon zu schreiben und aufzunehmen, ließ McCartney die Presse wissen. Viel später erzählte Paul McCartney mehr über diese für ihn sehr harte Zeit. Er zog sich mit Linda McCartney auf sein Landgut zurück, verschrieb sich der Schafzucht und dem einfachen Landleben, aber auch dem Whiskey. Er hatte bereits einige Zeit dort verbracht und mit einer alten Vierspurmaschine sein erstes Soloalbum allein eingespielt.

Dass die Presse von der Trennung der Beatles erfuhr, war keine Frage. Dass die Presse es überhaupt glaubte, gehört zu den Widersprüchlichkeiten der verwobenen Legenden. Denn Paul war von nicht wenigen bereits hartnäckig für tot erklärt worden, auf dem PKW-Kennzeichen eines geparkten Autos des Albums Abbey Road steht „28 IF“, womit gesagt würde, McCartney wäre 28, wenn er noch lebte. Er läuft als toter Untoter barfuß über den Zebrastreifen, der Linkshänder raucht mit rechts (aha, ein Doppelgänger!) und in Strawberry Fields Forever hörten einige John Lennon schwadronieren „I buried Paul“, während dieser allerdings „Cranberry Sauce“ sagte.

Gehen wie ein Ägypter. Die #Beatles

Viele haben die Trennung der Beatles als ein Ergebnis von „Frauengeschichten“ gedeutet und beispielsweise Yoko Ono, der neuen Frau an der Seite von John Lennon, die Schuld für die Trennung der Beatles gegeben. Das ist allerdings aus heutiger Sicht kaum noch als wahre Geschichtsschreibung zu deuten. Richtig dürfte allein sein, dass die Männerfreundschaft der vier Beatles inzwischen in die Jahre gekommen war. Alle vier spürten eine starke Verschlissenheit und suchten, nachdem sie schlichtweg alles erreicht hatten, was Musiker mit ihrer Musik erreichen können, nach vollkommen neuen Wegen, unausgetretenen Pfaden, Erfrischung im Herzen und im Kopf, Abgeschiedenheit. Die Beatles waren 1970 auch erwachsen geworden. Endlich erwachsen, wenngleich mit für die Musikwelt äußerst schmerzvollen Folgen.

Mit der Trennung der Beatles kehrte für deren Exmitglieder zuallererst einmal Normalität ein. Normalität, aber auch Trennungsschmerz, wie in einer richtigen Liebesbeziehung mussten die Ex-Beatles ihre Trennung aufarbeiten. Mehrere von ihnen stürzten auch noch richtiggehend ab, teils mehrfach. Zwei von ihnen überlebten bis heute, einer wurde von einem vollkommen Irren hingerichtet vor dem South Dakota Building, ein zweiter beinahe ebenfalls auf seinem Landschloss in England. Nur kurze Zeit später holte der Krebs den nochmals davon gekommenen George Harrison zu sich. Das glanzvolle, einmalig schöne „Concert for George“ erinnerte noch einmal an ihn und ist bis heute ein echter Tipp für Musikfans.

Von den aufgetrennten Beatles blieb Paul McCartney der mit weitem Abstand Erfolgreichste. Bis heute. Was McCartney musikalisch anfasste, wurde zu etwas, dessen man sich auch heute noch äußerst gern erinnert. Jedes Jahr müssen nun die Fans fürchten, McCartney ginge jetzt ein letztes Mal auf die musikalische Welttournee und immer wieder kommt er wieder. Zu Preisen allerdings, die nur noch was für bekennende Beatlesfans wie den vermögenden Schauspieler Jack Nicolson sind.

Im Gefolge der Beatles verbinden wir viele, viele weitere Menschen mit deren Lebenslauf, und am besten wird diese mosaikhafte in Stücken gesetzte Welt verständlich in dem Plattencover der Sgt. Peppers Lonely Hearts Club Band-Scheibe. Maharishi Mahesh Yogi (Sexy Sadie), Ravi Shankar sind dabei, Elvis Presley, den die Beatles als Vorbild sahen und den einst besuchten, als sie schon ein bisschen bekannter waren. Eric Clapton, der begnadete Gitarrist. Pattie Boyd, zuerst Frau von George Harrison und dann „Layla“ für Eric Clapton, Marianne Faithful, die sehr guten Freunde und Musiker der Rolling Stones, und beide, die Beatles wie die Stones, frozzelten immer beständig herum, wer nun besser wäre?

Heute lauten Interviews oft in multiple choice-Fragen, wie Sekt oder Selters, Tee oder Kaffee und wenn der Interviewte sich für eins von zweien zu entscheiden hatte, so macht er damit zugleich eine Gesinnung deutlich. Eine der diesbezüglich sehr bedeutsamen Fragen war die nach Beatles oder Rolling Stones. Wieder ein paar Jahr ältere hätte man mit Elvis oder Roy Orbison ködern können, jüngere mit Sweet oder Slade oder gar mit einem musikalischen Triptichon: Sweet, Slade oder die Bay City Rollers?

Mick Jagger und John Lennon waren zu Lebzeiten sehr gute Freunde, die Stones und die Beatles hingen eine lange Zeit immer wieder gemeinsam herum, gleich wie sich die Fans der jeweils einen oder anderen Gruppe „wie Bolle vor dem Milchwagen“ aufführten. Nach der am 10. April 1970 offiziell und bereits einige Zeit vorher inoffiziell schon eingeleiteten Trennung der Beatles (war dann doch eher John der erste oder George?, das bleibt am Ende jetzt unwichtig) hat keiner der Beatles je wieder so weltumspannend bedeutsame Musik in die Welt gesetzt, wenn auch McCartneys „Band on the Run“, der James-Bond-Titelsong „Live and let die“ und ein paar andere Audiofetzen wie die Edelschnulze „Mull of Kintyre“ Verkaufszahlen erreichten, von denen die weiteren Beatles auf Solopfaden nur träumen konnten.

Am Ende hatte die Trennung der Beatles im April 1970 einen unbestreitbaren Vorteil für die Nachwelt: Das Erbe der Beatles ist heute noch „gut überschaubar“, man kann es erwerben, zuhause verwalten, in Übersichten zusammenstellen und sich einbilden, ein Beatles-Kenner geworden zu sein. Hinzu kommt, dass der Leichenschmaus über dem Weltkulturerbe „The Beatles“ bis heute unvermindert anhält und sich vollkommener Zeitenlosigkeit befindet. Die Beatles-Anthologie, Re-Releases wie z.B. Let it be….naked ohne das Streichergesamtwerk eines Phil Spector oder sogar ganz neu zusammen gesetzte Songs, eingespielt mit Archivmaterial und dem aus dem Jenseits mitsingenden John Lennon: Die Absicht, auch noch das letzte Fitzelchen Beatlesarbeit noch auszuweiden, ist klar erkennbar.

Überhaupt: Bereits kurze Zeit später hingen eine ganze Menge Menschen einer kompletten Antikultur an. Punk entstand und die Sex Pistols, The Clash und andere schrien die Superstars der Rockmusik in Grund und Boden und schufen damit eine ganze Gegenkultur. Nun ist Punk allerdings auch nur noch eine von vielen Nischen des heutigen Lebens und selbst Malcom McLaren hat Paul McCartney eben gerade nicht überlebt. Ganz zu schweigen von Sid Vicious und Joe Strummer. Die Beatles sind und bleiben zeitlos und für alle Zeiten unerreicht bzw. unerreichbar.

Grund genug, an diesem heutigen Sonntag eine Trauerkerze für die am 10. April 1970 veröffentlichte Trennung der Beatles aufzustellen! R.I.P. – The Beatles! Forever.

Ein Gedanke zu „94/10: Legenden: Heute vor genau 40 Jahren trennten sich die Beatles für immer…“

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