Do. Mrz 28th, 2024

George Harrison, der von Ravi Shankar die Kunst des Sitar-Spielens erlernte, nannte ihn einst den „Paten der Weltmusik“. Die Freundschaft mit dem Beatle war es auch, die ihn international zum Star machte. Unter anderem spielte Shankar später auch am Eröffnungstag des Woodstock-Festivals. Zuvor war er schon 1967 auf dem legendären Festival von Monterey aufgetreten. (Die Welt, Online 12.12.2012, hier)

Als ich das erste Mal „Norwegian Wood“ von den Beatles hörte, war ich reichlich betört. Im „Norwegischen Holz“ eine indische Sitar? Da hatte jemand Interkontinentales geleistet, eine Rakete abgefeuert auf den Welt-Kosmopolitismus. Die Beatles: ihre indische Zeit. Maharishi Mahesh Yogi geriet außer Kontrolle und baggerte die Frauen an, u.a. die Schauspielerin Mia Farrow. Das Ergebnis der Auseinandersetzung ihrer baldigen Abkehr von diesem Yogurtbecher heißt: „Sexy Sadie, what have You done? You made a fool of everyone.“ – Eigentlich hieß der Text: „Maharishi, what ….“ –

Schon vorher nahm George Harrison (g) ambitioniert Sitar-Unterricht beim Übervater dieses Weltmusikinstruments Ravi Shankar. Darüber wurden sie beide „Freunde fürs Leben“. Weltmusik existierte Mitte der sechziger Jahre nicht als allgemein gültiger Begriff: Ravi Shankar, der jetzt im Alter von 92 Jahren verstorben ist, trägt das ganz wesentliche Verdienst der Erschaffung von erstem „Crossover“ (durch alle Stile). An dieser Idee, dass man in der Musik alles verbinden darf, was scheinbar gar nichts miteinander zu tun hat. Hat es eben doch: Ravi Shankar, im Nachhinein viele Danker, engl. „Credits“.

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George Harrison – sitar lesson with Ravi Shankar

Aller Anfang ist schwer: Intuitiv oder nicht? Vor einigen Tagen postete ich via facebook ein Video vom lärmenden lernenden George Harrison in der Obhut seines Meisters Ravi Shankar und titelte: „Aller Anfang ist schwer.“ Ich weiß nicht, was in mich gefahren war: Alles Ende ist aber nicht minder schwer. Weil wir im natürlichen Ablauf der Dinge den Verlust klar spüren und uns erinnern. Bei den Größten aller ewigen Helden versetzen uns die Todesnachrichten in vorläufige Trance. Wir spüren einen Stich im Herzen. So ist es hier.

Er hatte auch ein lustvolles Leben überwiegend. Verwurzelt zutiefst in der indischen Kulturmusik und einst als „weltbester“ seines Fachs berühmt geworden, sind seine interkontinentalen Projekte Teil der Weltmusikgeschichte und damit des Weltkulturerbes geworden. Im „Konzert für Bangladesh“, dessen Filmmaterial historisch wertvoll ist, führt Ravi Shankar einer Riesenzahl von Menschen die Spiritualität und den Geist der indischen Konsistenz eindrucksvoll vor Augen.

Es ist so schwer der Anfang. Vor allem da im Punjab. #Tommy Tulips Rüttelreime, indisch gerührt, nicht geschüttelt

Meine letzte großartige Erinnerung an ihn ist das „Concert For George“ 2003 in der Londoner Royal Albert Hall, eine Art musikalischer Nachruf und Vermächtnis, angeführt vom Übergitarristen Eric Clapton, der seinem musikalischen und menschlichen Freund George Harrison genau ein Jahr nach dessen Tod diesen Nachruf angedeihen ließ. Und was für ein Nachruf es war. Ravi Shankar schrieb eine eigene „Rockoper indischen Ursprungs“ für das Konzert, ein Requiem auf den großartigen George Harrison. Hach – so geht Musik.

Ravi Shankar hinterlässt im Jahr seines Todes die zwei Töchter Norah Jones und Anoushka Shankar und mindestens deswegen, so lässt sich vermuten, fließt ein Teil seiner kosmischen Energie auch weiterhin durch alle erdgebundenen Kontinente, wie Magma, heiße Lava und energetisches Grundrauschen von „mother earth“, Mutter Erde, wir leben noch.

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Anoushka Shankar – Concert for George (2003)

Nur wenige Tage nach dem Tode von Dave Brubeck verlässt Ravi Shankar als weiterer „musikalischer Gigant“ Mutter Erde, um im Raumschiff „Rock´n Roll-Himmel“ für das Verrücken der Stillinie einzutreten, die Jimi Hendrix, Elvis Presley, John Lennon und viele, viele andere dort gezogen haben. Eine Prise Indian Style, von mir aus „norwegisch angereichert“, wird´s werden.

Ich hab mir fest vorgenommen: Wenn ich so weit bin, dorthin zu reisen, werde ich mir das genüsslich anhören. Für heute reicht mir die Vorfreude und die Vorstellungskraft darüber vollkommen aus, um zu wissen: Da werde ich nicht allein sein.

Ravi Shankar: Wir danken dir für alles, was du für die Weltmusik getan hast. Du „maximum leader“ of the Weltgang. Verneigung!

(EP) 

Ein Gedanke zu „757/12: Nachruf: Ravi Shankar ist tot. Er wurde 92 Jahre alt.“

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