Do. Mrz 28th, 2024

Trauerkerze

Hagen.Liebing

Einer, der ohne jeden Anflug von Eitelkeit porträtierte und rezensierte, selbst in negativen Urteilen noch voller Respekt vor der Arbeit der Musiker. (Andreas Conrad, Tagesspiegel, Link unten)

Das Bild haben wir uns von facebook geliehen. Es wäre dieser Website nicht erlaubt, The Incredible Hagen nicht hier noch gesondert zu erwähnen. Denn Berlin fletscht auf dieser Website seine Szene. Diesmal in Trauer und unerwartet.

Wir kannten uns nicht genug oder anders herum: Ich wusste nicht viel über ihn. Als er in die Ärzte einstieg, war das für mich ohne jede Bedeutung. Ich hatte die Ärzte 1982/83 miterlebt, da war er noch nicht bei ihnen. In jenen Jahren seiner Mitgliedschaft bei den Ärzen gehörten diese zum Vorhaben, richtige BRAVO-Starschnitte von ihnen zu sammeln und ich war aus diesem Alter schon raus. Was der Nachruf-Schreiber Andreas Conrad beim Tagesspiegel am 25.09.16 schreibt (siehe oben) trifft für mich am besten auf Hagen Liebing zu, auf einen unprätentiösen, uneitlen, sympathischen Menschen. Als sein virtueller Freund wie viele andere auf facebook, genoss ich seine präzisen Schnittmuster des Musikalischen und vor allem seine Serie 1000 Gründe, warum mir gesichtslose Downloads gestohlen bleiben können.

Lieber Hagen,
Du hast in einer nicht unwichtigen Phase meines und hoffentlich auch deines Lebens in einer Band mit mir gespielt.
Du hast mir Bands wie die Replacements näher gebracht und meinen Blick für Ost-Rockmusik geöffnet.
Du hast mich bei Trivial Pursuit beschissen und wir waren ein paar wenige Male ganz gut betrunken zusammen. Du allerdings von Eierlikör. Das ist lange her, aber wir hatten auch nach unserer gemeinsamen Bandzeit immer wieder Kontakt.
Du warst ein unglaublich wichtiger Teil der Berliner Musikkultur und wirst es immer bleiben. Dein Tod macht mich sehr traurig. Dein Bela …okay…Bela fandest du blöd, also: Dirk (Bela B., 25.09.16 via Instagram)

Noch am 30. August 2016 würdigte ich Hagen in der Spezialistengruppe:Musikerwitze auf facebook als einen Großen: Ich bezog mich auf seine Art, die Welt zu zeigen, indem ich schrieb:

Der hochgeschätzte Hagen F. Liebing postet von Zeit zu Zeit eine Bilderserie sinngemäß unter dem Motto „Warum mir anonyme mp3 downloads gestohlen bleiben können“. Dieses Bild hat allerdings nicht er gepostet, wiewohl ich die Idee richtig finde, an alte Plattencover zu erinnern, die irgendwie auch Ikonisierungen ihrer Zeit geworden sind. In diese Klasse gehört für mich Trude Herr und dieses Cover. #Pictuality

Das Bild von Trude Herr passt zum Post, aber nicht zum heutigen Anlass, an Hagen zu gedenken.

Ich hatte allerdings nicht gewusst, dass es das letzte Mal sein sollte, ihm Referenz zu erweisen. Am 25. September war ich schockiert. Ich kann keinen Nachruf auf Hagen Liebing schreiben, dazu war er zu wenig exaltiert, zu grundbescheiden. Zu wenig schillernder Paradiesvogel. Hagen F. Liebing war einfach ein wirklich netter Mensch, der mir gefiel.

2016, ein Jahr der gezogenen Register.

Weiterführend

 

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.