

Aus der Serie „Wider das Vergessen, dass Musik mal
gutbestens war“, antwortet der juvenil beflissene 25jährige mit „OK, Boomer“ und gibt so freiwillig vor, wie wir solche quatschlastigen Reminiszenzen richtig einzuordnen haben. Nämlich gar nicht. Das ist hochgradig relevant, und zwar irr- mit mindestens drei „r“. Weisse Bescheid, Schätzelein.
Diese Tätowierung jährt sich zum 30.ten Male. Es ist Zufall, weswegen ich erinnerungshalber beim Nachbetrachten von Fotos der letzten Tage an Prince denke und an Dekaden meiner Verehrung des kleinen, schwarzen Mozart aus Minnesota. Mich erinnert das Foto an 1994, eine Fahrt auf einem geliehenen roten BMW-Motorrad (Little Red Corvette) nach Amsterdam, Holland. Das ist da, wo das Land am plattesten ist, so wie Niederlande und so heißt es auch. Irgendwo an den Grachten Amsterdams befand sich die Adresse eines berühmten Tattoo-Künstlers mit internationalem Rang und Namen.
Hanky Panky war u.a. bekannt, er habe die Red Hot Chili Peppers mit tintenen Nadeln gestochen, hat Body Language gemalt wie rote Scharfschoten, alles Räuberpistolen, deftige Zoten. Wie würde man diese Band nennen, wenn sie es niemals unterließen, weitere, viel zu viele Tattoos zu horten? – Ja, klar: Red Hot Chili Preppers. Hanky Panky muss mir einen stechen, dieses Bild Symbol von eine(m) Mann, dessen Lovesymbol. Mein Inbegriff eines modernen Musikers: Androgyn, attraktiv, begehrenswert, musikalisch vielschichtig und seine Klaviatur moderner Waffen des World Musicians, Lovesymbol als ein Zeichen seiner Zeit – A Sign o‘ the Times!
Im Betragen sechs, setzten wir uns in Amsterdam nach dem Tattoo – also past stitching – mit einem Pflaster voll Vaseline an den Grachtenrand auf der anderen Wasserkanalseite, ins sonnige Café, wie glückstrunken berauscht, zu einem Capuccino alla breve, den es nicht gibt, aber den Wundschmerz abheilen lassend.
Heute raten Tatttookünstler von Vaseline ab, erörtern wir jetzt am Roundtable. Was man weiß und was man nicht so gut weiß. Die Jüngeren wissen sowas und kaufen sich Tattoosalbe in der Apotheke, da ist sie billiger (5,- EUR), als beim Tattooisten, der 10,- EUR dafür haben will.
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Schon früher suchte ich nach Symbolen, und waren es auch von Zeit zu Zeit unterschiedliche, hatte jedes dieser Symbole seine Zeit. Das vorstehende Foto zeigt eine Metallarbeit (CNC Fräsung) des Symbols „om“ (aus dem tibetischen Sanskrit), als Logos zur Montage auf einem schwarzen Motorrad, einer Honda African Twin, das ich einige 2010er-Jahre fuhr.
1994 war es meine Verehrung für Prince und nachdem ich es als Bekenntnis auf dem Oberarm habe tätowieren lassen, konnte ich es ruhen lassen. Denn nun trug ich es immer auf mir. Natürlich war ich einige Male auf Livekonzerten des kleinen Derwischs of Funk, wenn er Deutschland bespielte. Berliner Waldbühne, später ICC – immer große musikalische Leistung. Dabei geht die Verwendung des Lovesymbol durch Prince auf seinen Streit mit der Musikindustrie zurück. Die Ikonisierung im Zuge dieser Jahre, die auch zu TAFKAP führte, „the artist formerly known as Prince“, war mit martialischen Dekors verbunden, mit einem ins Gesicht gemalten „Slave“ (der Musikindustrie). Love & hate, auch Verzweiflung. Die vielen Kämpfe des kleinen Wundermusikers Prince und diese Zeichen ihrer Zeit.
Später in meinem Leben geriet das Lovesymbol in den Hintergrund, schließlich hatte ich es als Tätowierung erfolgreich an mich reinmeißeln lassen. Inge Meißel des Musiktheaters Tulip. Jahre später kam Prince viel zu früh zu Tode (2016). Ich hatte mich auf einem Spanienaufenthalt in ein andere Ikone (Bild) verschossen: Das Om. Ich hatte diese Halskette mit dem OM erworben, in der irrigen Annahme, es handele sich um das Zozo des Gitarristen Jimi Page (Led Zeppelin). Wenn der Irrtum dreimal klingelt. Whole lotta Rosie? – Das OM zierte später als CNC-Fräsung den Tank der Honda Africa Twin in gesamtschwarz. Menschen rätselten nun, welche Marke Motorrad ich da fahre.
Nachdem ich dies Motorrad verkaufte, wechselte ich zu BMW zurück und tauschte bereits zwei Jahre nach dem Rückerwerb meiner BMW R1200C (Bj. 98) auf eine BMW R18 First Edition neueren Baujahrs, die ich aktuell „customize“ – in ganz kleinen Schritten. Nur nicht übertreiben. Dabei kam mir die Erinnerung an Prince, für den ich 1994 (ganz oben) eine von lediglich zwei kleinen Tätowierungen auf meinem Fruchtkörper anfertigen ließ, bei Hanky Panky in Amsterdam. Die Idee: Ich montiere die BMW-Logos vom Tank des Motorrads ab (2 Stück) und einen dritten an der Heldenbrust (dem Motorblock, unten) ab und ersetze diese BMW-emblematischen Ikonen durch solche, die das Lovesymbol zeigen. Einige Werkstudien vom Fortschritt dieser Arbeiten von Klaus Brummel in Handarbeit zeige ich, wobei das Ganze eingeschwärzt (pulverbeschichtet) wird, damit es zum Stil des Motorrads passt. NEIN, geschwärzt, nicht purplefarben. Mit einem Song von Terence Trent d’Arby fabuliere ich kopfkinoartig: „Sign HIS Cross above my heart“. (Angelehnt an: „The Cross“ von Prince, ursprünglich auf Sign o‘ the Times Doppelalbum)
Hier noch ein paar Fotos vom Bearbeitungsprozess der Ikone
Das Projekt könnte heißen: Wie man aus einer BMW (Bayerische Motoren Werke) eine #PMW (Prince Motoren Werke) macht. Damit habe ich heute den passenden Hashtag für künftige Fotos meines Motorrads festgelegt. Gut, dass wir mal drüber gesprochen haben. Neu: #PMWR18FE
Weiterführend
- Website von Hanky Panky, Amsterdam
- Customize my life: Ein kurzes Tulipstagram