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The Wall - Die Mauer (gif)

Um den 09. November 2019 möchte ich persönlich zwei Gesichtspunkten Erinnerung geben und sie würdigen.

Erstens dem redlich gemeinten Versuch, nach einem durch und durch widerwärtigen Terrorregime im Anschluss an die Kapitulation Deutschlands am 08. Mai 1945 in einem Teil von Deutschland ein bis dahin undenkbares Experiment zu wagen, ein “besseres Deutschland” zu schaffen. Ich habe als Westberliner, Jahrgang 1962, erst im Verlaufe meines Lebens besser kennengelernt, dass es dazu Anlass gab. Dieses tausendjährige Reich durfte sich ein weiteres Mal auf gar keinen Fall wiederholen. Eine große Rolle spielte dabei für mich persönlich der DEFA-Spielfilm “Einer trage des Anderen Last”, der auf preisgekrönte Art und Weise diese Geschichte aus zwei Blickwinkeln versucht zu erzählen. Humorvoll, großartig und gekonnt treffen der Jungkommunist und der Pastor aufeinander und rasieren sich in der Lungenheilanstalt Beelitz, die Internationale singend und einen kirchlichen Choral. Besser konnte man zu jener Zeit vor der Wende nicht versuchen zu erinnern, dass es ein redlicher Versuch war, etwas besser machen zu wollen. Dieser Film ist leider inzwischen in Vergessenheit geraten.

Das die Regierung bildende Regime im Nachkriegsdeutschland hat allerdings allzu sehr den Verlockungen von Macht und Mitteln gehuldigt und erinnerte so später in seinen ganzen, teils durch und durch totalitären Strukturen an die Fabel “Farm der Tiere” von Georg Orwell, einem britischen Kommunisten, der im spanischen Bürgerkrieg gekämpft hatte. Ähnlich wie in “1984” nahm Orwell kongenial die Ausbildung totalitärer Machstrukturen aufs Korn und beschrieb die Bildung von Partei- und Glaubensapparaten auf eine nicht zu widerlegende Art und Weise. Auch das hat mich persönlich zutiefst berührt und geprägt. Ich selbst hatte funktionierende, proaktive Bande in die damalige DDR und suchte stets das Zusammensein mit deutschen Brüdern und Schwestern, um diese widernatürliche Teilung Deutschlands zu überwinden. Ich will diesen Aspekt nicht zu lang machen. Kurz gesagt war 1989 der tote Punkt dieses sozialistischen Experiments gekommen. Ich sag das als Wessi ohne zu jubilieren und zu sagen: “Siehste?” Sondern nüchterner.

#Community #Handswheel (Sinnbild) (gif/ani)
#Community #Handswheel (Sinnbild) (gif/ani)


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Zweitens möchte ich an den 09. November 1989 erinnern und an die friedliche Revolution von vielen guten Menschen in der DDR aus eigener Kraft und ohne Zutun von außen. Abgesehen von der stets Völker verbindenden, großen Strahlkraft großartiger Musik und Songtexte aus dem Westen, wie beispielsweise Udo Lindenberg hier federführend zu nennen ist, aber auch BAP, Marius Müller-Westernhagen (“Freiheit”), Bruce Springsteen, und einige andere mehr, hatte sich bis zum November 1989 aber vor allem in Deutschland-Ost eine ganz großartige ostdeutsche Künstler- und Musikszene herausgebildet, die immer weniger bereit war, sich unter Parteiziele wie Kaderleichen unterzuordnen. Freiheit, die wir meinen. Das alles nahm für mich persönlich mit Wolf Biermann, dem vielleicht größten Treffer der Siebziger Jahre und seiner Ausbürgerung seinen Lauf und benötigte rund gerechnet 13 Jahre, von 1976 bis 1989.

Deutschland Ost erhob sich und dank Gorbatschows Politik der Selbstbestimmtheit der Völker (des Warschauer Pakts) unterblieben Einmischungen von außen, sodass die deutsche Nation schließlich in freier Entscheidung ihr Recht auf Einheit ausüben konnte. Dabei wurden kritische Stimmen wie die von Oskar Lafontaine geflissentlich überhört. Blühende Landschaften versprach der fette Onkel Helmut, der sich in jenen Tagen als realistischer Visionär der deutschen Einheit erwies. Niemals hätte es so erfolgreich eine Wiedervereinigung geben können, wenn man den Prozess der inneren Einheit von einem parallel geführten Zwei-Staaten-System hätte weiter beherrschen lassen, beispielsweise um bestimmte Errungenschaften der DDR-Sozialismuszeit weiter zum Wohle der Menschen aufrecht zu erhalten.
Nun ist vieles toll, einiges gut und ganz vieles komplett daneben gegangen: Wir müssen realistisch sagen, es ist nicht alles toll was glänzt. Kapitalismus und Globalisierung, Umweltverschmutzung und der ungesunde Zwang, jedes Jahr das Wirtschaftswachstum mit weiteren Prozenten zu steigern haben einiges falsch laufen lassen. Allerdings ist auch immer der Staat ein Stück weit unfähig, ein guter Lenker zu sein. Das kann man auch heute noch überall ständig sehen. Der Staat packt leider vieles gar nicht.

Deswegen sind so viele Menschen 2019 so furchtbar unzufrieden. Die scheinbare Demokratisierung der Gesellschaft durch die Einführung des Internet ist auch ein Moloch der Unzufriedenen und jeder Dummbaddel darf jetzt seine Meinung sagen. Rassismus, Frauenfeindlichkeit und rechtsradikales Gedankengut brechen wie schleimiger Auswurf über uns herein, als hätten wir keine Geschichte. Es war früher immer so, dass man nach einer Weile auf vergangene Dekaden zurückblickte und sie belächelte. Früher waren wir längst nicht so weit wie heute, meinen wir und merken gar nicht, wie sehr wir uns selbst betrügen.

2019 möchte ich persönlich aber, um es ganz kurz zu machen, darauf hinweisen, dass die Deutschen großartige Leistungen vollbracht haben und dass die deutsche Nation nur allzu gut beraten wäre, wenn sie demütiger und geschichtsverbundener wäre. Denn wer in einem deutschen Konzentrationslager einmal zu Gast war und bereit ist zu glauben, dass das tatsächlich wir waren, der muss doch – wenn er einigermaßen gesund im Kopf ist – wissen: Derartiges darf sich nie wiederholen! Niemals und egal ob braun oder blau: Wir wollen jetzt endlich mal ein besseres Deutschland sein.

Ich war 1989 so stolz auf uns.
Das werde ich nie vergessen.

Liebesgrüße.
Tommy T. Tulip

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