Do. Mrz 28th, 2024

Trauerkerze (ani/gif)


Bei mir bist du sheyn – Sharon Brauner – Lounge Jewels

Dass die Liebe zu denjenigen schönsten Dingen á la Zeiten gehört, dürfte außer Frage stehen. Niemand bleibt unberührt, wenn Liebe ihn anfasst. Touch me, touch me, I wanna be dirty: Nein, eben nicht sexuell gemeint. Liebe und Sexualität sind nicht untrennbar, sondern ereignen sich zum gegenseitigen Vorteil hochwertiger, falls auch das noch hinzu kommt. Es kann sich um die Liebe zu einem Menschen handeln, der uns nahe steht. Wie zum Beispiel zur Mutter oder zu den eigenen Eltern. Denn sie sind ….komplett bedingungslos….es wohnt dieser Art von Liebesbeziehung kein Geschäft inne. Gott sei Dank.

Sharon Brauner erinnert dieser Tage an den 80sten Geburtstag ihrer Mutter. Am 7. Juli 2019 starb Artur ‚Atze‘ Brauner im Alter von 100 Jahren (* 1. August 1918 in Łódź, Regentschaftskönigreich Polen, als Abraham Brauner; † 7. Juli 2019 in Berlin). 14 Tage vor ‚Atzes‘ Geburt wurde Zar Nikolaus ‚Niki‘ am 17. Juli 1918 in Jekaterinburg (Rußland) mitsamt Frau und Kindern im Auftrag der Uralbolschewiken hingerichtet. So sind nunmal Lebensläufe auf die rechte Seite gekippte Achten (Symbol für Unendlichkeit ). Achtelt mal drauf.

Jetzt ist vieles richtig dumm und was man würdigen und hochhalten soll, wird immer unklarer. Was man verwerfen will aus Gründen, wegen unrichtig sein, Falschheit oder aus Gründen verbliebener Moral. Wenn wir die Fotos vorüber ziehen sehen, die im Videoeinspieler zum Lied zu sehen sind, erinnern wir, dass das Leben wunderbar gewesen sein muss. Wie wir wissen: Nicht immer. Sondern überwiegend.

Bewunderung für die 80jährige, mir unbekannte Mutter. Bewunderung für Sharon für die gelungene Version eines jiddischen Klassikers. Bewunderung für Artur „Atze“ wie für die ganze Familie Brauner.  Als Immobilien-Tycon wirkte Atze in Berlin nicht unumstritten. Als Filmschaffender und Förderer der Kunst war seine Bedeutung größer und sein Tun vorbildhafter. Es gemahnte uns schreckliche Deutsche, niemals wieder zu vergessen. Deswegen ist würdigende Erinnerung richtiger, als kleinliches Fehler suchen.

Solch berührende, reiche Lebensläufe als Verbindung zu früheren Zeiten und als Bridge over troubled Water sterben derweil weiter aus. Nach und nach. Im Osten der Republik wuchert schon wieder ein dummes, diesmal blaugestrichenes Braun von Geschichtslosigkeit, mangelnder Erkenntnis und mit Absenz von jeglicher Herzenswärme bzw. Empathie.

Helmut Schmidt war 1918 geboren. Die Romanows starben 1918 in Jekaterinburg. Nichts vergleichen. Große Geschichten gehen vorüber, bis sie in Vergessenheit geraten. Wer schon mal in Wien war oder gar St. Petersburg, interessiert sich eventuell für diese Sichtweisen.

Die Kerze ist für Artur ‚Atze‘ Brauner.

Liebe, Respekt und gute Gedanken.
Der Berichterstatter

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