Fr. Mrz 29th, 2024
Erzählt - ein Mikrofon aus Bulgarien

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Erzählt - ein Mikrofon aus Bulgarien

Jerusalem von Stahl, Eisen und Finsternis,
Durch Deine Mauern haben wir Dich befreit,
Die Soldaten rannten hinein in Blut und Rauch,
Und nach dem Tod kam die Trauer …

(aus: „Jerusalem aus Gold“)

Aus meiner persönlichen Erinnerung folgender Aspekt, und darauf schnell einen Sekt:

Meine Mutter ist schon seit längerem verstorben. Sie war früher Artistin, mein Großvater war sogar ein sehr berühmter Hochseilartist und ist in dem Film „Truxa“ von 1936 als Double dieser Filmfigur zu sehen. Später erwarb er die Rechte, diesen Namen exklusiv zu nutzen und trat u.a. im Berliner Wintergarten auf und war so berühmt, wie heutzutage Michael Jackson berühmt war – na ja, mit geringfügigen Abstrichen, selbstverfreilich.

Daraus jedenfalls schloss Mutter zu wissen, wie es hinter und auf der Bühne abging. Also wirklich abging. Nach welchen Regeln dort die Künstler ticken und wie der technische Usus dessen war. Mit zum Teil lustigen Ergebnissen. Eins davon ist das hier.

Darauf einen Sekt!
Darauf einen Sekt!

Auf alles Gute dieser Erde: Einen Sekt! Auch auf Mutter und ihr in liebendem Andenken! Sie kannte sich aus und wusste viel. Mitnichten jedoch alles.

Es war im Jahre 1997 nach Jesus Christus Geburt:

Als ich mit meiner Mutter in Hamburg -kurz: HH- weilte (heute viel zu gefährlich! Hamburg ist jetzt gefährlich, ist zu lesen) vor einigen Jahren (1997), um ihr „Das Phantom der Oper“ zu schenken, bzw. einen Besuch dieser Darbietung, stritten wir uns hinterher auf den Elbterrassen im Restaurant beim Fisch. Nicht um selbigen, sondern eher so „um den Bart“ des Kaisers von China.

Sie schwor Stein und Bein, dass die gesamte Darbietung ohne jedes Mikrofon erfolge, weil Sänger mit klassischer Ausbildung dieses ablehnten und unter den Klassischen niemand ein Mikrofon benütze.

Das hätten die nicht nötig.

Ich musste lachen, weil ich kurze Zeit vorher in einer Fachzeitschrift für Studiotechnik gelesen hatte, mit welchen immensen Mitteln die neue Flora in HH (heute, wie gesagt viel zu gefährlich) ausgestattet worden sei.

Björn Casapietra – Yerushalaim Shel Zahav

Der gegen den Baum ansingt: Björn Casapietra, klassischer Sänger, im Konzert, mit Mikrofon.

Und nun die Frage: Björn Casapietra, Du bist ein guter klassischer Sänger, trittst regelmäßig auf und hast „voll die Ahnung“ von diesen Kriterien, ha? Was denkst Du darüber?

Hättest Du denn dieses Konzert dort (siehe hier oben, das Video) ohne Mikrofontechnik ähnlich füllend bzw. beeindruckend besingen können?

Auf facebook eckt Casapietra, der eine intensive Fan-Sänger-Beziehung pflegt, auch mal an. Neulich schrieb ein wüster Flegel Troll an seine Pinnwand: „Ganz ehrlich, alle deine Posts, die nicht dein künstlerisches Dasein betreffen, SIND TOTALER BULLSHIT! Für mich trotzdem so interessant (wichtig) wie die Opposition für unsere Regierung!!! Aber das hier ist wirklich genau das warum auch ich BERLIN liebe.“ (facebook-Freund Patricks Widmung für Björn Casapietra) – Dabei postet Casapietra mehr als andere Menschen dort politische Statements gegen den Nationalsozialismus, das Vergessen und jede Form von totalitärem Bullshit aus Politik, Gesellschaft und vom Weltgewissen.

Was denkst Du über das Benutzen von Mikrofonen? Ist das inzwischen erlaubt? – Meine Erinnerungen datieren aus dem Jahre 1997. Da dachte ich: „Mutter spinnt“. Nur werde ich dies natürlich öffentlich niemals zugeben, denn ich liebe meine Mutter und da sie seit längerem verstorben ist, werde ich ihr Ansinnen selbstverständlich ehren und hochhalten und hier überhaupt nichts über den Wahrheitsgehalt dessen schreiben. Natürlich nicht.

Björn Casapietra meint zum Mikrofonieren von Auftritten, wie den seinen:

Es gehört zu unseren Konzerten dazu. Es macht viel mehr Spaß mit Unterstützung zu singen. Ich halte das Mikro ja nicht direkt an den Mund sondern halte weit mehr Abstand als zum Beispiel Popsänger. Ein Vorteil ist, dass man wesentlich leiser und gefühlvoller singen kann und nicht den ganzen Abend brüllen muss bzw. Vollgas geben muss. Einen Schubert-Liederabend würde ich sicher auch ohne singen, aber zu unserem Programm/Liedern passt es. Ein „Halleluja“ ohne Mikro wäre a) in Teilen dann nicht zu hören und b) wesentlich weniger romantisch. Und beim Phantom haben wir auch alle Mikros (Headsets) gehabt. (soweit auf facebook, auf diese Frage)

Auf Mutter einen Sekt! Auf Björn Casapietra auch! Er kann wenigstens singen. Mutter konnte es nicht. Davon hier nicht mehr, Leutz!

Kant oder Beethoven? Das „Ding an sich“ oder Beethovens Neune? Lasst mich bloß zufrieden mit Weibergeschichten. Zum Wetter in Rußland hier. Die genaue Antwort auf diese Frage kann ich nicht liefern. Dazu braucht man klassischen Sachverstand. Was klassisches, wusste schon Heinz Erhardt, doch das ist eine ganz andere Geschichte…. – Jedenfalls kommt auf diese Weise mal die klassische Fraktion hier zu Wort. Sie ist hier nämlich eigentlich viel zu unterbelichtet. Was damit halbwegs wieder gerade gerückt wurde. Hoffentlich.

_link Lotse

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