Früher war das gar nicht mal so selten: ein Proberaum mit geblümten Tapeten an den Wänden, Brokatgardinentüll und Stuckgesims. Berliner Musiker kennen auch das Gegenteil von wohnzimmerähnlichem Ambiente.
Schimmel, Wasser von der Wand, Spakflecken, all das wissen Musiker in Liedchen einzubeziehen, von denen sie singen können.
Die gute Proberäume zu schätzen gelernt haben, mutieren mit den Jahren dann zu Wohnzimmerfetischisten oder werden sie Spießer? Manche Musiker haben sogar richtiggehende Tresenanlagen in ihren Proberäumen integriert. Wer erst einmal einen schönen Raum ergattert hat, der weiß ihn künftig zu pflegen. Manche Frühpubertierende sind als Spätpubertierende Jahrzehnte später allerdings immer noch nicht in der Lage, einfache, regelmäßige Aufräumaktionen durchzuführen. Selbst wenn der Schimmel und die Feuchtigkeit erfolgreich weggeheizt wurden, so bilden sich dann neue spinnenwebende Netzstrukturen über alten Bierflaschen, unausgeleehrten Aschenbechern, ganz so, wie man es nur dem abgeranztesten Abgeranzten zutraut.
Mit Musikern ist es ansonsten wie im richtigen Leben: manche werden erwachsen, einige nie. Doch jetzt ist es Zeit für den Frühjahrsputz, Musiker aller Stadtteile! Reinigt die Proberäume vom Dreck des dahin geschmolzenen Winters, vom Streugut, Aschenbechern, Kippen, Sektflaschen mit Schimmelschicht obendruff.
Der Proberaum, der Proberaum: Brutstätte sämtlicher Weltkarrieren. Hier nahmen sie ihren Anfang, denn zuerst hieß es „üben, üben, üben“. Und dann nochmals „üben“. Und damit das nochmals klar ist: meldet uns freiwerdende, gute Proberäume. Wir veröffentlichen sie hier als Angebot für diejenigen, deren Proberaum auch nach dem jetzt vorgenommenen Frühjahrsputz immer noch grünschimmlig ist. Es ist Zeit für Veränderung.
Nicht jeder kann schließlich inzwischen ein „Haus am See“ finanzieren, mit Orangenblütenblättern auf dem Weg…wobei: verdient ist verdient, Peter Fox!