Di. Apr 16th, 2024

TTT - Tweedoffice - Profilbild

N’en Kiffer auf’m Blatt, was ist das schon? Das Blatt haut man ab. Den Kiffer haut man platt.  Und trinkt noch schnell ’nen Schnapsglas hinterher. (Mein Kopfkino am Morgen.)

Schon seit geraumer Zeit spielt das Profilbild eines Menschen eine gewisse Rolle. Man kann durchaus sagen, es ist von steigender Bedeutung. Sei das Profil auch ein Alter Ego, oder eine Schimäre.

Für Szeneberichterstattung beispielsweise.

Es gibt einen unübersehbaren Trend zur Ikonographie. Ikonen, kleine Götzenbildchen, sie sollen sagen, du bist wer! Du bist eine Persönlichkeit, am öffentlichen Leben teilhabend. Barbra Streisand sagt „Duck Sauce„, meint möglicherweise Duck Face. Das bleibt jüngeren Kassibern vorbehalten, hübschen jungen Mädchen am Anfang ihrer Knospung. Sie machen ihre Intelligenz für ein einziges vorzeigbares Bildchen schnell weg, ziehen all ihre Lippen zu Flunschen zusammen, um besonders süß auszusehen. Und begehrenswert. Zum Dank prasselt es Likes, Du musst durch den Monsun!

Die schönsten unter ihnen liken wir wunschgemäß.

Hieraus machen sie süß-klebrige Melasse, die als Basis für ihr Aufbau-Selbstvertrauen herhält. Selbstbewusst durch das von außen. Ein Widerspruch in sich: Ich werde geliket, also bin ich.

Im Web 2.0 machen wir uns unser Gedankengerüst, indem wir einen bestimmten Content eintippen. Aus diesem, aus einer Masse von Cookies, Kontexten und dem vollkommen sinnfreien Zinnober, mit dem wir unsere Lebenszeit verdaddeln, machen andere uns ein Internet, von dem sie meinen, es entspräche unseren positiven Nutzererfahrungen am besten. Hört auf, den falschen Gedanken zu verfolgen, ein Internet mache grenzenlos frei. Das Gegenteil ist richtig. Was Du abrufst, wird fein säuberlich profiliert, zugespitzt und wiederum ausgeworfen als vermutlich mutmaßlich interessierender Content für künftige Weberlebnisse. Das sind Suchergebnisse. Ist einfach, oder?

So fangen wir an, vernetzt zu denken. Ich gab gestern einem Text von Dirk Zöllner Platz auf dieser Website, eins vorher. Und schön, wie es sich gehört, ergab das eine das andere. Ich stieß wiederum auf eine alte Ost-Rockmusikdoku und band sie in den Artikel mit ein, wie es sich gehört. Um ganz und gar bei meinem Auftrag zu bleiben: Die Person des Gastbeitrags zu empfehlen. Heute Morgen ist es auf YouTube bereits wieder soweit. Das Babelsberger Filmorchester hat den alten Chicoree-Klassiker von Dirk Zöllner „Käfer auf’m Blatt“ mit ihm aufgenommen.


Dirk Zöllner – Käfer auf’m Blatt (feat. Deutsches Filmorchester Babelsberg)

Veröffentlicht am 19.06.2015
Käfer auf’m Blatt (feat. Deutsches Filmorchester Babelsberg) by Dirk Zöllner from the album Ostrock In Klassik 2
Released 2009-09-04 on Buschfunk
Download on iTunes: https://geo.itunes.apple.com/album/id…
Download on Google Play: https://play.google.com/store/search?…
According to their first great success „Ostrock In Klassik“ the stars of eastern Germany follow up with „Ostrock In Klassik 2“. Famous rockmusicians from eastern Germany perform their most popular songs along with the Filmorchester Babelsberg. This is about great music and the sound experience that comes with it.
© Buschfunk 2009
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Auch wenn ich das Filmorchester Babelsberg für sein Wirken schätze und klasse find, kommt doch das opulent klassisch aufgehübschte Werk von anno dunnemals nicht an das spärliche Original heran. Weniger ist eben doch mehr. Das Filmorchester Babelsberg hat sich bspw. in der Zusammenarbeit mit Peter Fox unglaublich gut geschlagen. Für den Käfer oben gilt: Es ist nicht alles Gold, was glänzt. All that glitters ain’t gold, wusste schon der Zwerg von Minneapolis Prince zu lyriken und Gott hab ihn gnädig, diesen einen der besten Musiker des letzten Jahrhunderts, dessen Tod eine so schmerzliche Wunde reißt. Der Weltenlauf ist nicht rücksichtsvoll.


n‘ Käfer auf’m Blatt

Hochgeladen am 02.10.2009
Danke an Dirk Zöllner
Lied aus dem Theaterstück „Wunschkonzert“
von Franz Xaver Kroetz am Theaterkahn Dresden 2009.
Regie: Jan Böde
Musikalische Produktion: Thomas Bloch- Bonhoff
Gesang und Filmidee: Ahmad Mesgarha

Heute Morgen will mir der Käfer nicht mehr aus dem Kopf gehen. Ich habe ihn gestern nochmal klar wahr genommen, als Dirk Zöllner in der Filmdoku aus dem gestrigen Artikel mehrfach zu Wort und zum Gesangsvortrag kommt. Ich selbst habe den Käfer erst post mortem DDR wahrgenommen, ich schätze 2007 oder 2008, vielleicht sogar erst 2009. Es ist ja auch egal: ich bin Wessi und wofür ich wirklich nichts kann, ist meine Geburt zur richtigen Zeit – durchaus vergleichbar mit dem Werden von Dirk Zöllner – am falschen Ort in Berlin-West. Dabei hielt ich als die DDR noch existierte intensiven Kontakt nach drüben. Und zu meinen Aufgaben in den letzten 10 Jahren der DDR gehörte des Öfteren die Bewachung von verdienten Arbeitern im Kulturunterhaltungsbetrieb, wie den Puhdys und Karat, jenen Bands mit der Lizenz zum Spielen im Westen. Ich nahm eher deren Werke wahr und die Bach Adapationen von Elekta, die mich regelrecht umhauten.

Bzw. als eine der für mich damals allerbesten Bands der DDR die Band Silly, die mit Batallion D’Amour und einem von einem weithin geachteten Westfotografen namens Jim Rakete angefertigten Plattencover plötzlich unglaublich populär wurde. Etwa zeitgleich in jener Zeit 1986, in der ich aus Gründen mit Jim Rakete zu tun hatte, der mir für ein Who Is Who der Berliner (West-)Musikszene Support leistete mit Fotos und Fakten. Challenger explodierte beim Aufstieg Richtung Weltall, Tschernobyl war collapsed, es hieß, trinkt keinen Tee aus der Türkei. Bequerels en masse.

Der Käfer auf’m Blatt, was war das schon? Recherchierbar kam der Song erst ein Jahr später 1987 und ging an mir leider komplett vorbei.

Aber auch das macht gar nichts: Denn nun hab ich ihn lieb und verbinde ihn mit einem Künstler, der auch heute noch aktiv ist. Wie schön. Am besten ist immer noch die vollkommen unbemüht wirkende, ursprünglich dargebotene Fassung. Ich persönlich ziehe Parallelen zu Ulla Meinecke, die sich mal von Edo Zanki am ePiano begleiten ließ und ähnlich minimalisch, aber nachhaltig zu Felde zog, damit ich sie nie wieder vergaß: Die Rede ist von der Tänzerin.

Dirk Zöllner: Mein lebenslanges Zöllnibat ist nicht frei von Freude im Herzen, die ich trage, wenn ich den Käfer heute höre. Es ist Zeit, dafür einmal Danke zu sagen. Danke für diesen Song.

Chicorée – Kaefer Auf’m Blatt (live) DDR, 1987

Auszug aus der Fildokumentation im gestrigen Gesamtfilm, nur „Käfer auf’m Blatt“

Denkt bitte immer daran: Es ist nicht alles Gold, was glänzt.

Der Kiffer auf’m Blatt ist so etwas Assoziatives heute Morgen, dabei spielt der Gebrauch von soft drugs für mich schon seit Jahrzehnten keine nennenswerte Rolle mehr. Es ist aus und vorbei und allenfalls kann ich erinnerungshalber bezeugen, wie wichtig das für mich mal war. Es half mir einst, über die Tellerränder meiner Jugend zu schauen oder wie wir das früher gern sagten: Es wirkt das Bewusstsein erweiternd. Da war was dran, yes. Heute ist der Gebrauch von Marihuana so ähnlich zu sehen wie beispielsweise die Absicht, einen Klassiker mit Alleinstellungsmerkmal klassisch aufzuhübschen, um den Himmel vollzuhängen mit Geigen. Es gab bessere Ideen. Das Original beispielsweise. Pure Großartigkeit liegt im Einfachen!

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