Jetzt trage ich seit dem ich es mir leisten kann, Teashirts mit ausgesuchten Beschriftungen. Es geht um Produkte (Meinl, Gutenstetten, u.a. Meinl Cymbals, aber auch Tama Europa), Bands (Pink Floyd, Beatles) und so fort. Mit stolzgeschwellter Brust vor mir her.
Heute erst komme ich drauf: Es ist ein Fehler, das zu tun. Denn wozu?
Hoch lebe das runtergekochte ICH ICH ICH. Ich erinnere Zeit der Dezenz.
Substantiv, feminin [die]
1. Takt, Feingefühl, Zurückhaltung
2. Unaufdringlichkeit, Unauffälligkeit
Als man Lacoste trug und nur ein kleines, dezentes Krokodil gab Auskunft. Fruit of the Loom. Alles ist zu Opulenz verkommen. Mehr Schrift, mehr Logo, mehr Popstyle. Alles Quatsch.
Ich will zurück nach Westerland. Aber ohne Gosch-Shirt oder Sansibar auf Sylt. Die können mich mal alle. Ich bin doch keine Zielgruppe. Ich nicht. Ich bin eigentlich ganz anders.
Natürlich mag ich die Produkte weiterhin. Und wenn es um Werbung und Beschriftung auf T-Shirts geht, muss ich meine Bestände auftragen und kann sie nicht wegwerfen. Allein aus ökologischen Gründen. Oder wie man das nennt. Endlich viral gehen: Ein paar solche Teashirt-Shots kann ich hinzufügen. Das Beschriftungsszenario meiner Memes ist klar #mydailyteashirt #bekenntnisbrust #TTT #tulipstagram (auf Instagram) – Folgt mir für mehr heißen Shice wie diesen, dann gehe ich endlich viral.
Ich komm nur irgendwie nicht dazu. Denn -weiter gedacht- ist dieses Bekenntnis jetzt erst der Anfang vom Getrende. Bis ich all meine Marken-Teashirts aufgetragen habe und gegen neutrale Unifarben austauschen kann, ist es mit Sicherheit 2025. Wie also den Wechsel hinkriegen?
Es ist eine der vielleicht enervierendsten Fragen des Jahres 2024. School’s out forever. Ich geh mal nachdenken.
Ich hab eine solche Sinnfrage auch in die Spezialistengruppe:Musikerwitze eingeführt. Facebook Oral.
Was rauskommt, muss raus.
Künstliche Intelligenz
Die Nachrichten sind eindeutig: The Message ist love. Und zwar in knallig Orange. So war’s gewesen. Erinnert Ihr Euch? Flower Power, ein Kraftbegriff, mit dem Menschen Berge versetzten. Bzw. im Schlamm schmusten in den Woodstocker Puddles of Mud. Suhlen für den Weltfrieden und hinter gemeinsam nacktbaden. Leude? Zeiten waren das.
Inzwischen sitzen die Menschen eher an PCs und man gibt sich sehr PC (politically correct). Zu einem farbenfrohen Bild ist es heute wichtiger, als Internethonk wortreich anzugeben, als die Message zu spüren. And the message is Love. Die Wichtigtuerei besteht heute darin, auf einem drehbaren Bürostuhl zu sitzen oder in der U-Bahn vom Office, und auf einem Bildschirm Bildchen zu swipen. Taylor Swift geswipt, wie geil ist das denn?
Doch im Kern: Der Besserwisser meint heute, das Bild sei aber widerlich. Das ist alles KI, Künstliche Intelligenz. Na und? Spaßfaktor, Alter. Riesig, Alter, riesig: Wie Karnickel geht das los. Vielleicht ist es auch unwichtig.
Gorillas
Menschen liken Fotos bzw. Bilder im Netz oder sie beschweren sich über künstliche Intelligenz, anstatt über ihren Mangel an menschlicher. Verallgemeinern kann man es nicht. Man kann es so beobachten, in Teilen der digitalen Bevölkerung.
Oder das Thema: Aufregung. Im Internet regen sich momentan alle auf. Ich schrob anderswo: „Die NERVEN der Menschen LIEGEN BLANK“. So ist es auch. Dabei nützt diese ganze Aufregung uns gar nicht, sondern den Betreibern der entsprechenden Nutzwerke. Bzw. Netzwerke.
Für hasserfüllte, unfreundliche oder gar richtig persönlich werdende Onlinepostings auf Facebook und & Co. habe ich mir inzwischen folgendes angewöhnt und übe es bis zur Routiniertheit:
Der ganze Ärger hat mit mir nichts zu tun, sondern geht immer von demjenigen aus, der ihn veranstaltet.
Egal wie verletzend jemand wird: Es ist nur ein Spiegel seiner verletzten Seele. Nicht meiner.
Ich kann mit Kritik angemessen und richtig umgehen. Ich kann gut mit Menschen umgehen. Ich kann auch gut Mitmenschen umgehen. Jeder, wie er’s braucht.
Manchmal muss man sich vom zwangshaften Moment absichtlich lösen. Dann habe ich ein Klebchen vorbereitet. Das Credo lautet: Erstmal sehen, dann mal gucken. Und irgendwann ein bisschen in die Hände spucken. – Es ist nicht klug, jedes und allen in 30 Sekunden fertig zu machen. Das hat Zeit.