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29.01.21 Lisa Eckhardt - Januar 2021 #Denunziant #TTT #Tulipstagram
29.01.21 Lisa Eckhardt – Januar 2021 #Denunziant #TTT #Tulipstagram

Der größte Lump im ganzen Land
das ist und bleibt der Denunziant.

Hoffmann von Fallersleben (1798 – 1874)

Der Bürger stellt direkt in Abrede, Menschen wären heutzutage Denunzianten. Der Bürger dürfe nun in Sorge sein, wenn in Zeiten einer Pandemie Nachbarn gegen Hygienekonzepte verstoßen. Man müsse diese anzeigen. Einen Spießbürger einen Denunzianten zu nennen, verbiete sich aus Gründen der Volksgesundheit. Krass: Die Volksgesundheit, ein Begriff, wie man ihn nicht mehr verwenden darf. Oder gesundes Volksempfinden. Aber Anzeigen geht.

Hat der Denunziant ausgedient und in der Gegenwart keine Bedeutung? Gibt es ihn aus alter Überlieferung? Das müsse voraussetzen, himmelschreiendes Unrecht gäbe es im Jahre 2021 gar nicht mehr. Der Denunziant setze einen Obrigkeitsstaat voraus, aber dieser sei bereits abgeschafft. Eine Entwicklung in einen neuen liege außerhalb seiner Möglichkeiten. Schließlich sei er ein Rechtsstaat.

Im Moment finden nicht wenige Journalisten und Internetaufklärer schick, Satiriker Dieter Nuhr übel zu beleumunden. Alles Mögliche wird ihm an den Hals gestrickt, ein ganz übel agierender, piefig konservativer Kalfaktor der Irrelevanz inzwischen. Das obige Bild, meine Blaubause aus Mitteln des öffentlich rechtlichen Gebühren-Zwangsbezahlfernsehens (…), habe ich klug von vornherein zensiert. War im Entwurf noch stehen: „Lisa Eckhart #nuhrimErsten – Januar 2021“ entschied ich mich den Hass-Trigger „nuhr im Ersten“ sicherheitshalber zu unterlassen. Ich wusste von möglichen Verwerfungen und sofortigen Anfeindungen allein schon wegen des Namens Nuhr, ich wusste von Hass und Angriff von Hatespeechern, Brunnenvergiftern und Übelkrähen (Herbert Wehner, früher). Um überhaupt zu möglichen Lesern vorzustoßen, wusste ich geschickt, den Nuhr zu unterlassen. Das ist vielleicht gewieft. Bzw. schrecklich.

Frühere Denunziation (vermutlich 1965) in Islington, England über den Gitarristen Eric Clapton
Frühere Denunziation (vermutlich 1965) in Islington, England über den Gitarristen Eric Clapton


#SRFGredigDirekt #SRF #LisaEckhart
Gredig Direkt mit Kabarettistin Lisa Eckhart

Offensichtlich heute auf Facebook Weltmeisterschaften im Diskurs-Werfen. Meinungsfreiheit war tendenziell gestern.

Ein weiterer gedanklicher Entwurf war, was Lisa Eckhart im Januar 2021 bei Nuhr gesagt hat, von vorherein als Wortcluster zu veröffentlichen, ohne überhaupt ihren Namen in Erwähnung zu bringen. Nicht nuhr Dieter: Auch Lisa Eckhart ist den Tod der Halbwissenden des Internets schon mal mächtig vorgestorben. Wie es immer so ist, im Internet, wenn sich Menschen zu einer Sache oder zu einer Person zu Worte melden: Nichts genaues weiß man nicht. Niemand kann sich den ganzen Scheiß, den wir zu glauben haben, wirklich detailgetreu merken. Deswegen bedienen wir uns im Denken so genannter Hilfskrücken. Dieter Nuhr, das ist so einer, der jetzt nicht mehr „in“ ist. Es ist egal, was Nuhr sagt, es reicht fürs sofortige Zerwürfnis mit Aussagen aller Art seinerseits aus, sich den Namen fest einzuprägen. Ist der Ruf erst uriniert, … – Nuhr, das ist „No Go“, das ist so uncool, dass es egal ist, was er jetzt noch eilig versucht, seiner ganzen Verwerflichkeit hinzuzufügen.

Dieses Faszinosum hat eine der bemerkenswertesten, neueren Personen namens Lisa Eckhart in viel kürzerer Zeit hinter sich gebracht. Kaum jemand anderes wurde in kürzerer Zeit zu einem mutmaßlichen Nazi, einem Antisemiten erster Kajüte wie Lisa Eckart. Weil sie mal was gesagt hat, das Aufmerksamkeit erreichte. Folglich dachte ich besonders gewitzt zu sein, würde ich ein neues Zitat von ihr auf ein Stück Digitaltapete schreiben und es als Meme ins Internet verteilen. Es heißt:

Was Denunzianten eindämmen wollen, ist nicht das Virus, sondern den Mitmensch, nicht das Sterben, sondern das Leben. Denunzianten sind Menschen, die häusliche Gewalt nur melden, wenn sie merken, ihr gefällts. (Lisa Eckart – Januar 2021, nuhr im Ersten, ARD)

Es handelt sich dabei um eine kurze Performance der Ausnahmeerscheinung Lisa Eckhart um sozusagen die allerletzten Sätze ihres Vortrags unter einer Überschrift Fazit.

Ich mag Frauen, die mich atemlos machen und spulte das Fazit der Eckhart ein paarmal vor und zurück, um die gesagten Sätze richtig herauszuhören und aufzuschreiben, damit sie nicht im Nichts verpuffen. Ich mochte immer Ernest Hemingway, den Meister des Satzbaus, ein Mann, der so Sätze hinwarf, die für sich stehen, ohne ein Davor und ein Danach, manchmal als wären sie aus jedem Zusammenhang gerissen. Say it like Hemingway, das sagt mir sofort alles. Vielleicht niemand anderem. Aber dafür ist mir dieser Aspekt auch nicht so wichtig.

Während ich noch zwischen Du musst den nuhr im Ersten da wieder rausnehmen, das nimmt dem Satz jede Denkmusterzulassung im Internet (Alle hassen Nuhr) und Kann ich Lisa Eckhart wirklich namentlich nennen? Wer liest den Satz dann überhaupt noch? hin und her dachte, entstand die obige Bild- und Textfassung, in der ich Lisa Eckhardt zum Zwecke menschlichen Fortkommens bewusst nenne und sie sogar zeige. Ich wollte wissen, ob man ihren Namen überhaupt genügend kennt. In Verbindung mit ihrem Bild schien mir jede Verwechslung mit einer anderen Internethassgegnerin vollkommen unmöglich. Zum Zwecke menschlichen Fortkommens kann alles heißen. Mach, dass Du fortkommst, flüchte genau so wie Du willst Deinen Horizont erweitern, dann warte auf meine Befruchtungsversuche, Du wirst schon sehen, dass es Dir unterm Strich nützt.

Was man über Lisa Eckart nie vergessen darf, sinngemäß zuallererst zu erwähnen, damit es nicht die Keule der Wahrheit wird

Was ungefähr hängen blieb, hatte ich vorher nochmal zu meiner Sicherheit nachgelesen:

„2020 wurde Lisa Eckhart für einen 2018 in der WDR-Sendung Mitternachtsspitzen gesendeten kabarettistischen Beitrag Antisemitismus vorgeworfen. In ihrem satirischen Beitrag Die heilige Kuh hat BSE hatte Lisa Eckhart in ihrer bekannten sarkastischen Art und in Form einer Figurenrede die Frage gestellt, „was wir tun, wenn die Unantastbaren beginnen, andere anzutasten“: Wenn also Juden wie Harvey Weinstein oder Roman Polański, Schwarze wie Bill Cosby oder Morgan Freeman Frauen sexuell belästigten und Schwule wie Kevin Spacey Männer. Das sei „der feuchte Alptraum der politischen Korrektheit“. Kritisiert wurde Lisa Eckharts Äußerung: „Juden, da haben wir immer gegen den Vorwurf gewettert, denen ginge es nur ums Geld, und jetzt plötzlich kommt raus, denen geht’s wirklich nicht ums Geld, denen geht’s um die Weiber, und deshalb brauchen sie das Geld.“ Tom Uhlig schrieb in der Jüdischen Allgemeinen, ihr kabarettistisches Rezept bestehe „im simplen Brechen von Tabus, die nie welche waren – auch in puncto Antisemitismus“. Hengameh Yaghoobifarah kritisierte den Auftritt in der taz. Währenddessen verteidigte Ariane Lemme, ebenfalls in der taz, ihn unter dem Titel Satire muss wehtun dürfen. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, bezeichnete Lisa Eckharts Einlage von 2018 als „geschmacklos und kritikwürdig“ und erklärte, ihre Pointen basierten auf „Antisemitismus, Rassismus und Menschenfeindlichkeit“. Der WDR, der ihren Beitrag ausgestrahlt hatte, verteidigte Lasselsberger gegen den Vorwurf des Antisemitismus mit der Begründung, sie habe Vorurteile entlarven wollen. Auch Henryk M. Broder in der Welt, Gerhard Haase-Hindenberg in der Jüdischen Allgemeinen und Götz Aly in der Berliner Zeitung verteidigten Eckhart gegen den Vorwurf des Antisemitismus.“ (Aus Wikipedia)

Und NEIN, ich habe nicht deswegen ein Posting mit ihrem Namen versehen, sondern ich habe ihr Zitat zur Verfügung stellen wollen. Ich hätte es auch gepostet, hätte es jemand anderes gesagt.

Halts Maul, geh gugeln

Was richtig anstrengend geworden ist: Zu wenige setzen sich noch mit Inhalten auseinander, jeder redet mit. Andere belehren und sie auf Wissenslücken umgehend hinweisen ist tres chic. Dabei haben wir mehr als 20 Jahre Internet. Es hat nichts genützt, wenn wir vor zehn Jahren Dinge grundlegend geklärt haben. Die Dinge werden ein für allemal NIE geklärt. Sie kommen 2021 so gnadenlos zur Sprache und immer aufs Neue, so wie bereits 2010. Postuliere den Reich-Ranicki, Dieter Nuhr, eine Lisa Eckart, Andreas Gabalier. Und jetzt den Jesus Christus. Beweg Deinen Hintern. Verstehst Du das nicht? Du lässt dich triggern. Man möchte brüllen: „Halts Maul, geh gugeln.“ und sich Anderem zuwenden. Das Internet: Es wurde jetzt zu einem Thema alles schon gesagt, nur noch nicht von jedem. (Die vorstehenden Namen sind zufällig mit einem Randomprogramm ermittelt. Die Namen bitte nicht kommentieren.)

So ist es übrigens mit fast jedem sorgfältig zusammengetragenen Versuch, die Menschheit zu bewegen und wenn Liebe drinsteckt.

Ein Lied aus alten Tagen

Hütet euch vor Liberalen,
die nur reden, die nur prahlen,
aber arm an Tagen sind,
die bald hier-, bald dorthin sehen,
bald nach rechts, nach links sich drehen
wie die Fahne vor dem Wind.

Hütet euch vor Liberalen,
die bei schwelgerischen Wahlen,
bei gefüllten Festpokalen
Turm der Freiheit sich genannt
und die doch um einen Titel
Zensor werden oder Büttel;
oder gar ein Denunziant.

Robert Eduard Prutz (1816 – 1872), deutscher Publizist, Lyriker und Romancier

Alles was ich im Vorhinein dachte, bestätigte sich.

  1. Es war richtig, Dieter Nuhr namentlich als Sendungshost nicht zu erwähnen. Der Name hindert die Message.
  2. Es war richtig, Lisa Eckart zu nennen und sie abzubilden ohne Verwechslungsmöglichkeit. Ich wurde selbst zum Nachdenken gezwungen und festigte ihren Leumund, räumte wie ein fleißiger Winterdienst die Schneemassen der Nebenkriegsschauplätze anderer über ihrer Person umgehend weg. Ich so als The German Winterdienst. Es hatte 8 m Schnee geschnitten, nebeneinander.
  3. Ich betrachtete es als Fortschritt, bei der Sache selbst zu bleiben und hierüber nicht mit Anderen zu verhandeln, die zufällig meines Weges ziehen und gallige Kommentare da ließen. Mir selbst ging es gar nicht um die Person Lisa Eckhart, sondern exakt um Denunziantentum. Großen Anteil hat bei Beurteilung von Menschen offenbar, wer etwas gesagt hat. Ist es Nuhr, ist es Eckhart, ist es NO GO. Egal was sie sagen. Mir will das nicht ins Hirn wachsen. Lass welches regnen.

Jemand auf Facebook schreibt mir meiner Blaubause ganz oben:

Ist das Meinung oder Ironie? Spricht da eine Kunstfigur, die provozieren will? Wenn ja wen und warum? Oder ist das die private Meinung von Frau Eckhart, die sie geschickt ihrer Kunstfigur in den Mund legt, um sich auf künstlerische Freiheit berufen zu können? Wer sind diese „Denunzianten“? Gesetztreue Menschen, die auf Grund der Angst vor der Unvernunft anderer nur von ihrer Staatsbürgerpflicht Gebrauch machen und Vergehen melden?

Meinung oder Ironie? Es ist bestimmt Meinung und Ironie. Auch eine Polemik.
Ist die Kunstfigur nicht lediglich nur die Metaebene derjenigen Person, die wir hier nun sehen? Also eine Einheit von beiden?
Darf man seine Meinung sagen, nur wenn man sie geschickt einer (abgespaltenen) künstlichen, künstlerischen Figur in den Mund legt, um sich auf künstlerische Freiheit berufen zu können?
Sind Denunzianten gesetztreue Menschen, die wegen ihrer Emotionen (Angst) und subjektiv ungenauen Beobachtungen (über die Unvernunft Anderer) die Abartigkeit Anderer beschließen, um von Pflichten (Staatsbürgerpflichten) Gebrauch zu machen, um Vergehen zu melden?

Das Deutungsmuster von Jemand ist ein mögliches, ein anderes ist möglicherweise:

Denunziantentum ist sprachlich bei uns bewährt eingeführt begrifflich und hat aus Gründen eine lange Tradition. Es ist, was die Vergangenheit betrifft, klar zugeordnet.

Was als Mangel zu begreifen ist: Der Denunziant hat keine Gegenwart. Dazu sind alle zu gut und gerecht. Nun will diese Frau provozieren, über das Denunziantentum im Präsens nachzudenken.

Dabei kann man dies auch wirklich nicht schönreden oder legitimieren. Es bleibt immer ein mieser Charakterzug. Das meint in der Gegenwart, es gäbe auch andere Modelle des Umgangs miteinander. Z.B. die Liebe und Aufmerksamkeit mit- und füreinander. Denunziantentum ist ein Machtausüben von zu kleinen Menschen im ersten möglichen Moment, indem ich mich nicht erst an diejenigen wende, von denen ich gern Mitverantwortung einfordern will. Der DENUNZIANT zeigt es seinen Mitmenschen zuallererst, es steht in seiner Macht, seine Mitmenschen zu umgehen mit obrigkeitsstaatlichen Mitteln. Er kann vorzüglich Mitmenschen umgehen. (Just another thinking)

So: Ich hab nun endlich auch eine Meinung

Ich kanns nicht vernünftig zusammenbringen, aber ich habe eine eigene Wertewelt.

In der ist sie eher genial, sie ist streng, puristisch, wortgenau, exakt bis zum Erbrechen und zynisch, radikal und sie öffnet Gedankenwolken. Ich mag nun auch das genaue Gegenteil von ihr, eine Julia Engelmann, sehr gern. Und den neuen Star am Poetry-Slam-Himmel aus Amerika, Amanda Gorman. – Aber es ist mir auch wurscht: Jeder kann sich auf den Kopf stellen und mit den Beinen Fliegen fangen, wie er will. Von meiner Seite ist alles gesagt. Ich mag Lisa Eckardt, und ich kenne beileibe nicht viel von ihr. Eine ganz bemerkenswerte Frauensperson.

Like Like Like.

Wenn jetzt noch jemand um die Ecke kommt, um meine Meinung möglichst umgehend zu erschüttern, werde ich ihm aus Rache diesen Link schicken.

Linken kann ich.


#LisaEckhart #NuhrimErsten
Lisa Eckhart am 28. Januar 2021 I Nuhr im Ersten

#LisaEckhart​ am 28. Januar 2021 I #NuhrimErsten​
Lisa Eckhart, eine junge Steirerin, einst aus der Poetry Slam Szene erwachsen, verschafft sich nun in der Kabarettszene Deutschlands und Österreichs mehr Raum. Sie liefert Antworten auf die wichtigen, nie gestellten Fragen des Lebens. Dinge, die Sie nicht zu fragen wagten oder wohl auch niemals wissen wollten. Mit Performance und Texten so gnadenlos wie der Katholizismus und so wortgewandt wie eine Nationalratssitzung. Und gewinnt einen Kabarett-Preis nach dem anderen.

Comedy in der ARD Mediathek:
https://www.ardmediathek.de/ard/​

Mehr von Comedy&Satire im Ersten:
https://www.daserste.de/comedy

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