Fr. Apr 19th, 2024
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Märchenonkel Luis Trenker ist auch Geschichtenerzähler – „Es wird Mitternacht, Luis Trenker“ – Er erzählt in auf Schreibmaschine getippten Tagebuchseiten der Eva Braun, versucht den Stoff nach Hollywood zu verkaufen und scheitert an seiner Belanglosigkeit, weil große Filmstoffe nicht vom warmen Fußbad des Führers handeln. Rund sechs Millionen Opfer eines unbegreiflichen Verbrechens entlarven den Tagebuchschwindler, Märchenonkel und ölige Ziegen fickenden, mittelmäßigen Bergsteiger Luis Trenker bis hin zu seinem Gesamtverfall als alpines Gesamtkunstwerk. – Fakteneinschub: Im Frühjahr 1925 besucht sie in Berlin eine Vorstellung des Stummfilms Der Berg des Schicksals (1924)  des Regisseurs und Bergfilm-Pioniers Arnold Fanck. In einem Hotel in den Dolomiten trifft sie auf Luis Trenker, der in Der Berg des Schicksals mitgespielt hatte. Er vermittelte ihr den Kontakt zu Fanck, der sich begeistert von Riefenstahl zeigt: „Als ich Leni Riefenstahl sah, war mein erster Eindruck: Naturkind. Keine Schauspielerin, keine ‚Darstellerin‘. Diese Frau tanzt sich selbst. Man musste ihr also eine Rolle schreiben, die aus ihrem Wesen geboren ward.“ Und so verfasste Fanck das Drehbuch zu dem Film Der heilige Berg, der von einer Tänzerin handelt, in die sich zwei junge Bergsteiger, gespielt von Trenker und Ernst Petersen, verlieben. Im wirklichen Leben hatte Riefenstahl eine kurze Affäre mit Trenker. (Fakteneinschub, Ende)

Von Tobias Moretti sehr schön dicht gewebte, ganz große Geschichte vom Karriere machen, mit Leni Riefenstahl vögeln, von Goebbels Gnaden und auf Parties von Nazis abhängen, Film, Karriere, Krieg und anschließendem Frieden, gefälschten Eva-Braun-Tagebüchern … „Es wird Mitternacht, Luis Trenker“ (Otto W., Emden).

War Luis Trenker ein gnadenloser Konformist wie viele, die in jener nicht ganz 1.000jährigen Zeitepoche dazu gehören mussten und es am Ende doch nicht konnten? Beispielsweise wg. inhaltlicher Verderbtheit und weil die Leibstandarte Adolf Hitler filmisch nicht vor einem vatikanischen Popen auf die Knie der Anbetung fällt. Inhaltlich vermuteten ja nicht wenige, es sei genau anders herum gewesen, damals: Der Papst habe der Naziclique gehuldigt. Tobias Moretti sagt zum Plan der Verfilmung des Trenkerschern Bergwegs: „Das hätte auch ein Grenzgang von Peinlichkeiten werden können, mit diversen Münchhausiaden, in Wirklichkeit aber war Trenker eine starke Persönlichkeit, beseelt von der Hybris dieser Zeit, nämlich: dass man die ganze Welt erobern kann, mit Ausklammern alles Negativen.“

Am Ende ist mir persönlich nur der Märchenonkel außen Fernsehen geblieben, richtig: Es überwiegen die Außenaufnahmen.

Dass er omnipräsent war als Bergsteiger und Märchenerzähler, das ist fester Bestandteil meiner Kindheit.

Ich zeige einen Link zur ARDmediathek, wo man einen kurzen Trailer ansehen kann. Und den Deeplink zum ganzen Film, der zeitbefristet via ARDmediathek abrufbar/verfügbar ist. Der ganze Film ist gewissenhaft durchgesehen meins. Sehr sehr gut gemacht, große Freude, cineastisches Vergnügen im Homeoffice Tulip. „Der schmale Grat der Wahrheit“ ist in dieser kurzen Zusammenfassung nicht verlassen. Die ölige Ziege ist nebenbei bemerkt die Kollegin Leni Riefenstahl, ein weiteres, fragwürdiges großdeutsches Filmwunder, dessen Demontage uns im Grunde genommen heute nicht mehr sonderlich mühen muss.

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