Der Berliner Musiker hat´s gar nicht mal so leicht. Das Angebot an Mitmusikern ist überschaubar unüberschaubar und was die wenigsten wissen: (Zu) Viele denkbare Mitmusiker sind Brote der Beliebigkeit. Wo aber sind die Originale? Krass formuliert?
Muss auch nicht richtig sein. Ist Wurscht, bitte jetzt nicht an jedem Wort festbeißen. Es geht ums System und gerade nicht um „kleinliches Lesen“ und Nachweisen von Detailfehlern im gewollt Subjektiven.
Die Konzertveranstalter in Berlin erst. Nicht wenige sind echte Ausnahmetalente menschlicher Unberechenbarkeit. Narzisstisch, selbstverliebt, trunken von der eigenen Bedeutungsschwere terrorisieren sie auftrittswillige Musiker, die ihnen zum Munde reden, um Gigs zu bekommen.
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Jazz2Rock At The Studio Lounge (via youtube)
Auftritt am 26.10.12: Jazz2Rock sagt: „Jazzrock vom Feinsten, ein Leckerbissen für jeden Musik- und Jazzliebhaber! Musik von internationalen Größen wie „Weather Report“, „Mezzoforte“, „Spyro Gyra“, „Mike Stern“, „Larry Carlton“ u.v.a. in erstklassiger Qualität! Jazz2Rock ist ansässig in 17237 Mecklenburg-Strelitz – Landkreis – Blankensee
Es fehlt nicht nur an zuverlässigen, greifbaren, nein berechenbaren Konzertveranstaltern, sondern auch an Bands, die sich selbst richtig einschätzen und bereit sind, Kurskorrekturen an „ihrem Produkt“ zuzulassen. Welche Band lässt sich gern „produzieren“, wo bleibt denn da die künstlerische Freiheit? Wo der letzte „Polish“ noch fehlt. Das ist die Berliner Melange der mittelmäßigen Beliebigkeit. Anders: Es gibt eine verschwindend kleine „Creme de la Creme“, eine musikalische Boheme. Die allerdings hat es faustdick hinter den Rotzlöffeln.
Wieder ganz anders sieht es im Umland von Berlin aus, in Brandenburg. Rainald Grebe hat´s zutreffend besungen, obwohl er die musikalische Seite Brandenburgs nicht angesprochen hat. Es gibt lange Alleen, gegen die man gurken kann, Schlecker hat inzwischen pleite gemacht und sonst? Weites Land und …nüscht!
In Brandenburg spricht man von Einwohnerdichte und meint, dass deren Einwohner am Herrentag dicht sind. Besonders die männlichen… #Entwurf einer Definition
Musik machen draußen auf dem Lande? Wenigstens gibt es in Brandenburg wohl kaum Übungsraumknappheit, wie sie die Berliner immer noch beklagen. Dafür fehlt es an einer einigermaßen vernünftigen Musikerdichte pro m². Gemäß obigem Gedankengang sind also nicht nur die Einwohner, sondern auch die Musiker dicht. Hier wäre statistisch betrachtet der Bewohner/Hektar eine weit zutreffendere Messgröße und vermutlich liegt der Durchschnittsbewohner-Musiker „je Häcktar“ deutlich unter 0,0066…Periode.
Noch weiter, vom Zentrum allen kulturellen Lebens in Berlin, ist Mecklenburg-Vorpommern entfernt. Das liegt noch hinter Brandenburg, vom „Walk Of Fame“ an der Berliner Kultur-Lustmeile ganz weit weg.
Am Ende ist die Durchschnittsdichte vermutlich sogar noch kleiner. Weites, ja ödes Land.
In Harvesterhude-Heide, Ortsteil Rhododendronbüschchen, gleich hinter jenem Kieferwäldchen, steppt weder der Bär, noch irgendein wieder eingewanderter Wolf. Allerdings ist auch in Mecklenburg-Strelitz, bitte, im Landkreis Blankensee (!! und auch nur dort) musikalisch richtig was los, das uns neugierig macht. Wie konnte denn das passieren? Jazz2Rock heißt das und: Was ist die Geschichte hinter dieser Geschichte? Es gibt also Bands, die auf dem Lande leben und nichtsdestotrotz mit Qualitätsanspruch auftreten, gute Musik machen und regelmäßige Bandproben veranstalten. Wie macht man das konkret in Mecklenburg-Strelitz? Wie findet man dort überhaupt auch nur einen lausigen Mitmusiker? Über Kleinanzeigen jedenfalls nicht…
Muss man sich erst mal die Finger waschen, weil man tagsüber in lausigen Kartoffelknollen gefuhrwerkt hat und schadet Landarbeit nicht den wertvollen Gitarrenhänden? Oder sind solche Musiker am Ende doch nur „Stadtgeflohene“, die -zurück auf dem Land- nun das fortsetzen, was ihnen schon immer am wichtigsten erschien? Sind´s am Ende Hände wie die von Edward mit den Scherenhänden? Fragen über Fragen.
Bekannt ist, dass der Spargel ins Kraut schießt, aber das der Drummer auf die Eins scharf schießt und nicht mit einer Fermate landlausiger Beliebigkeit und Lustlosigkeit, verdient Aufmerksamkeit. Wie feiern von der Stadt aufs Land „ungezogene“ Musiker den durchweg versoffenen Herrentag auf dem Lande? Mit Studioaufnahmen, nüchtern beim Rheinsberger Tafelwasser, aber dem stillen?
Knallhart recherchiert, eiskalt nachgefragt und entblößend, schonungslos offengelegt, ergibt sich wieder mal dasselbe, gleiche Bild: Die Bayern sind uns in Sachen gepflegter Land(haus)musik und Jazzrock, spielerhaften Gewimmle und Würdigung des Spielorts eiskalt überlegen. Die Nordlichter können mit Bayern kaum mithalten, allerdings gibt es erste Bestrebungen in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und am Rande der trübesten Weltmeere, die der Globus zu bieten hat, nicht nur in Städten über 50.000 Einwohnern eine Art Livemusikszene aufzubauen.
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Cantaloupe Island (Herbie Hancock) covered by Jazz2Rock(via youtube)
Herbie Hancock’s Cantaloupe Island live präsentiert von Jazz2Rock. Julius Heise (Drums), Andreas Regolin (Piano), Jörg Kolbe (Git.), Holm Heinke (Sax), Manfred Hecht (Bass),
aufgenommen in The Studio Lounge Untertrubach von Bobby Bachinger
Im Süden stoßen wir auf die „Studio Lounge“ in Obertrubach, wo bitte?
Dort treten Feierfeil aus Erfurt auf, im (alten) Westen hieße die Band vermutlich „Firefile“, doch im Grunde genommen läuft alles aufs selbe hinaus. „The Studio Lounge“, das ist ein ganz atemberaubender Platz im Fränkischen ganz in der Nähe der tropfendsten Tropfsteinhöhle der Welt in Pottenstein.
Mitten im schönen Trubachtal, direkt an der Trubach gelegen, finden Sie unsere schöne Location. Unterstützt von einem erstklassigen Team bieten wir Ihnen ein Angebot von Cafe Lounge bis zu Live Konzerten, aber auch Comedy oder Jam Sessions. (Selbstdarstellung auf der Homepage, hier)
Nein, draußen auf dem Lande ist das gekonnte Musik machen bislang eher die Ausnahme. Jazz2Rock (Video oben) sind eine Ausnahme, aber wir erfahren auch, wie es gelang. Wieder mischen Buletten mit, so nennen die Menschen in der Region, aus der die Band kommt, die Berliner.
Mit der Gründung der Band Jazz2Rock Anfang 2011 verwirklichten sich die beiden Musikfanatiker diesen Traum. Mit ins Boot holte man sich den Berliner Bassisten Manfred Hecht und den Saxofonisten ( und studierten Maler und Grafiker !) Holm Heinke, ein ehemaliges Mitglied der legendären Berliner Papa Binnes Jazzband, die zu DDR-Zeiten am Berliner Deutschen Theater neben Künstlern wie Armin Müller Stahl engagiert war. Erst seit kurzem bei Jazz2Rock ist der Drummer Julius Heise. Quelle: Homepage von Jazz2Rock, verlinkt oben
So geht Musik machen im „Berliner Speckgürtel“, den die Berliner gern den ganzen Rest der Welt nennen, wie um Anspruch auf ihn anzumelden. Noch weiter als Obertrubach im Fränkischen ist nur das Global Village entfernt.
Nicht krass formuliert: Das Überangebot ist die Grundlage der Wegwerfkultur.
Stimmt, Uli.