Ein jeder nutze bitte seine Möglichkeiten.
Wenn das Bandprojekt gescheitert ist, von dem du dir so viel versprochen hast, kommt die Zeit der Trauerarbeit. Nur wenn du trauerst. Denn nur dann gibt es einen Grund dafür. Sonst nicht. Vielleicht bist du auch erleichtert?
Die Kommentatoren in den Vorartikeln haben die Trennungsphase schon richtig kommentiert. Wenn die Trennung vollzogen ist, kommt die Zeit der Bewältigung. Woran hat es gelegen? Warst du selbst der Grund für alles Scheitern? Niemand hat gern alleine Schuld. Also Schuld teilen? Du sollst bitte selbstkritisch sein! Diese Forderung führt allerdings kaum weiter.
Für jede Trennung gibt es mannigfaltige Gründe. Von einem erwachsenen Standpunkt aus hat eine Trennung immer mit der Nichterfüllung von Ansprüchen, Zielen und mit Enttäuschungen zu tun. Von einem erwachsenen Standpunkt aus ist die Trennung niemals leichtfertig, überhastet, sondern das Ergebnis angestrengten Nachdenkens.
Problematisch erscheint uns, wie nach einer vollzogenen Trennung Schuldzuweisungen funktionieren. Denn wenn die Gründe auf den Tisch gelegt werden, ist man vielleicht noch im Gespräch darüber. Aber das bedeutet ja noch nicht, dass man daran noch etwas ändern könnte.
Man muss erkennen können, ob das Aussprechen von persönlicher Schuld noch einen Sinn macht. Ob es ergebnisorientiert erfolgt, also um einem Zustand abzuhelfen. Wird nach einer Trennung die Schuldrechnung überhaupt erst grundlegend aufgemacht, so hat das was von Rache, Missgunst, Neid und anderen negativen Beigeschmacken. Es ist, wie noch einmal nachzutreten!
Nein, wenn die Trennung erst einmal eingeleitet worden ist, ist es besser, es dabei zu belassen. Nur den wenigsten gelingt es, aus einer Trennungssituation etwas Positives hinüber zu retten, etwa in dem Sinne, dass wechselseitige Einsicht nunmehr herrsche und zu einem nochmaligen Versuch, etwas besser zu machen, führen würde.
In der wechselseitigen Schuldzuweisung für ein Trennungsdilemma in einer Band kommen ganz neue Einsichten zum tragen. Nun werden -scheinbar schutz- und würdelos, Scheinfakten genannt, die dafür verantwortlich gewesen wären, dass die Band sich getrennt hätte. Jetzt erst wird deutlich, warum die Trennung unvermeidlich war. Das ist -vorsichtig gesagt- lächerlich.
Höre aufmerksam zu. Wenn jetzt das erste Mal Dinge genannt werden, die vorher nie genannt wurden, dann Vorsicht. Dann liegt es möglicherweise nicht genau an diesen, neu genannten Dingen, sondern an etwas ganz anderem: zum Beispiel daran, dass während der Phase der Zusammenarbeit in der Band bereits etwas gründlich schiefgelaufen ist. Dass es erst jetzt klar benannt wird, erscheint uns dabei regelmäßig als ein Indiz dafür, dass schon die ganze Zeit in der Kommunikation etwas grundlegendes nicht gestimmt hat. Es sind dann sozusagen „aufgesparte Argumente“, solche, die dir jetzt plötzlich -aus heiterem Himmel- entgegen gehalten werden, die du vorher nie gehört hast.
Du bist selbstherrlich gewesen oder arrogant, wird z.B. gesagt. Wie bitte? Wann genau? Warum ist es seinerzeit nicht direkt zur Sprache gekommen? Hat jemand in der Gruppe nur stillgehalten, um einen vermeintlichen Gesamtbandfrieden nicht zu gefährden? Schuld eigene, oder?
Im Gruppenkontext gilt das Hier und Jetzt-Prinzip. In jeder konkreten Probesituation kannst du Dinge sofort zur Sprache bringen. Tust du das nicht oder verzögerst du das mehr, als es geboten erscheint, läufst du Gefahr, der „Hier-und-Jetzt-Argumente“ verlustig zu gehen. Denn keine Sau kann sich noch erinnern, wie genau die Situation war, auf deren Fehlerhaftigkeit für den Bandkontext du dich später einmal berufen willst. Spuck es aus, notfalls: Kotze es vor die Füße deiner Mitmusiker!
Es ist übrigens ein männliches Prinzip, nicht zuzuhören. Nicht zuhören zu können. Konsequent das auszufiltern, was ein anderer expressis verbis sagt, hat etwas mit Realitätsverweigerung zu tun. Im musikalischen Kontext ist der beredte Mitmusiker, der frei von der Leber weg plappert, unbedingt ernst zu nehmen.
Halte dich nicht auf mit dem Gerede über vergangene Zeiten. Jetzt ist das Kind in den Brunnen gefallen, jetzt ist eine andere, eine neue Zeit. Suche dir neue Leute. Lerne aus jeder Trennung, was du künftig besser machen kannst. Es steckt direkt in dir.
Die dir jetzt noch erzählen, was du alles falsch gemacht hast, rechtfertigen die Vergangenheit. Dies Prinzip des Nachstechens in eine bereits tote Puppe namens Band gehört sich nicht. Es ist einfach zu spät dafür.
Es ist natürlich interessant, dass das jetzt noch passiert. Daraus lerne!
- BandSoziologe: In den Kommentaren wird Übereinstimmung deutlich
- BandSoziologe: Auch das unterschiedliche Alter spielt eine Rolle…
- BandSoziologe: Vom Wollen, Erfolg, Misserfolg, ..wie professionell werden wir als Band?
- BandSoziologe: Für Sessions gilt: Guter common sense, Spirit & geklärte Verhältnisse
- BandSoziologe: Wohin nur mit dem vielen Pfandgut? Drogen, Alkohol und Kontemplation
- BandSoziologe: Irmin Schmidt (Can) sagte zum Zusammenspiel von Musikern…
- BandSoziologe: Zustandsbeschreibungen aus dem Bandalltag