Sa. Apr 20th, 2024

der Kritiker: MRR in jungen Jahren!

Die Bilanz der Gespräche bei Markus Lanz über Themen wie „Bushido“ und „Sido“ fällt, genau genommen, flach aus. Als Zuschauer fragte man sich, wo man selbst blieb? War die Einladung zum Thema „effektheischend“? Oder zielführend? Eine Kritik.

Markus Lanz im zdf, das ist schon an sich irgendwie unsäglich. Und mag der SPIEGEL über einen Berliner mal geschrieben haben, er sei ein „schräger Sympath“, so gilt dies doch nicht viel weniger für jenen Markus Lanz, Südtiroler, Talkmaster und wie viele anderen in der deutschen Fernsehlandschaft tendenziell nicht gänzlich unverzichtbar.

Bushido & Sido, sie machen gemeinsame Sache, bringen Tonträger heraus, auf denen sie gemeinsam rappen. Dazu machen sie inszenierte Kurz-Spielfilmchen, in denen es schlicht gesagt um Heldenpathos und Mord aneinander geht. Wohl kaum sinnvoll als Vorbild: weder für Integration, wie kürzlich beim Bambi, noch irgendwie und vor allem eine Art Vorzeigeprojekt für heranwachsende Jugendliche. Nein, diese Art sich den Abend über zu unterhalten, möchte man niemandem, nicht einmal den eigenen Kindern empfehlen.

Bin ich Staatsfeind, wenn weil ich rappe? Oder Systemfeind?

Und währenddessen ver- und beurteilt das Strafgericht in Berlin einen „Mann mit Migrationshintergrund“ (was für Worte?) , der in heftiger Weise und aus Spaß an der Sache auf sein Opfer eingetreten hat. Der hat überlebt und schaut seinem Trettäter ins Gesicht. Es sind 16- bis 18-jährige, die Öffentlichkeit wird ausgeschlossen. Aber warum?

Ist ja auch egal. Das Gespräch bei Markus Lanz kommt irgendwie schwer in Gang. Es holpert, stolpert und ist in sich gefangen. Bushido versucht, sich zu erklären, aber man vermisst eine Message. Nicht anders ergeht es dem Zuschauer bei Sido. Einzig und allein sympathisch: Sie sind geraderaus.

Aber was bieten sie uns?  Mein Eindruck: nichts.

Sie wollen ihre eigenen Kinder die Videos nicht sehen lassen, die sie herstellen, um ihre gemeinsame Musik zu vermarkten. Genau das wird seinen Grund haben und wir halten es mal ausdrücklich fest. Sie reagieren aggressiv, wenn sie gefragt werden, ob ihre Musik nicht letztlich angloamerikanisch inspiriert sei. Es kommt ein bisschen durch: es ist ein Nachgeäffe.

Und dann spielen sie billige Spielchen mit bürgerlich-spießigen Formfragen und gestatten weiteren Talkshow-Gästen nach einem „billigen Belieben“, sie zu duzen oder zu siezen. Ach Du Scheiße, wie billig. Wenn Du mir sagst, was ich gerne höre, dann darfst Du mich duzen. Igitt, ist das ekelhaft und primitiv. Von wegen sie stehen über den Dingen, die sie preisen. Lächerlich.

Dass es authentische Musik sei, wird niemand behaupten. Nein, Bushido und Sido, die machen, was sie anderswo gehört haben und drehen es durch einen persönlichen, eigenen Quark. Der Rest ist Attitüde.

Rapper sein bedeutet „cool zu sein“. Und nicht viel mehr.

Ganz klar: Diese Rezension fällt ebenso wenig gerecht aus wie die Liedertexte dieser „Skandalrapper“. Ist ja auch wurscht. Wer so viel austeilt, wie diese beiden Herren, muss sich nicht wundern, wenn andere nicht weniger für sich beanspruchen.

In diesem Zusammenhang fällt die Teilnahme- und Leidensfähigkeit von Peter Maffay, der mit Bushido im Studio war, wohltuend aus. Peter Maffay ist ganz klar, übersichtlich, strukturiert und bewegt. Er hat ein Anliegen, will versöhnen, Brücken bauen und diese beschissenen Abgrenzungen überwinden, die bislang immer galten. So kritisch und zutreffend Peter Maffay urteilt, so relativ mundtot bleibt er immer dann, wenn die Kritik Bushido und Sido angreift. Ist er am Ende doch „auf diesem Auge blind“? Antwort gibt es hier nicht, denn das wäre anmaßend.

Richtig als Subsummierung dieses weiteren Fernsehabends ist wohl: Der Abend war überflüssig, das Thema konnte nicht erschlagen werden und gerecht ist die Welt nun mal nicht. Aber vielleicht haben ja ausnahmslos alle bei Zeiten schon gezappt, um dem Abendprogramm mit gelungenem „night stuff“ angemessen Fortgang zu geben. Das wäre wohl nach alledem nicht mehr als nur angemessen.

 (EP)

 

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